Durch ein aktives Zusammenwirken von Industrie und Politik kann in der Region Unterelbe bis 2025 ein wachsender Markt für Wind-Wasserstoff entstehen. Das zeigt das Ergebnis einer Studie, initiiert von Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gemeinsam mit über 20 Unternehmen, deren Ergebnisse im Hamburger Rathaus vorgestellt wurden.
Der Ausbau der Windenergie ist erklärtes Ziel der Bundesländer Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Grundstoffindustrie spielt in der Region Unterelbe eine wichtige Rolle. Beide können künftig zusammenwachsen: Mit der Nutzung von Wind-Wasserstoff, vor allem aus Windüberschüssen, könnten sie die Wertschöpfung in der Region unterstützen. Der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft schafft auch die Voraussetzung dafür, dass dieser vermehrt im Verkehr, vor allem bei Bussen, genutzt werden kann.
Vor diesem Hintergrund haben Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit über 20 Unternehmen eine Studie initiiert, die verdeutlicht, wie Wind-Wasserstoff künftig bedarfsgerecht gespeichert, abgerufen und verwendet werden kann. Die Studie wurde von ChemCoast e.V. beauftragt und von Ernst & Young gemeinsam mit der Ludwig-Bölkow Systemtechnik und der Kanzlei Becker Büttner Held durchgeführt.
Die Initiative entstand aus der gemeinsamen Erklärung der drei Länder zur industriepolitischen Weiterentwicklung der Region Unterelbe, die im April 2012 durch die Wirtschaftsminister und Vertreter der Wirtschaft unterzeichnet wurde. Als ein gemeinsames Thema wurde die Sicherung und Erweiterung des Chemie- und Energiestandortes Unterelbe insbesondere durch Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien sowie dessen industrielle Verwendung festgelegt.
In der nun vorgelegten Studie wurde die Wertschöpfungskette für die Erzeugung und Nutzung von Wind-Wasserstoff in der Region Unterelbe unter drei Kernfragen untersucht:
· Welchen Beitrag kann Wind-Wasserstoff als Energiespeicher zur Gestaltung der Energiewende in Norddeutschland leisten?
· Gibt es in der Region Unterelbe genügend Produktionskapazitäten und Nachfrage für Wind-Wasserstoff?
· Welche politischen Rahmenbedingungen müssen vorhanden sein, um diesen zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten und einen echten Markt für dieses Produkt zu schaffen?
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass durch ein aktives Zusammenwirken von Industrie und Politik in der Region Unterelbe bis 2025 ein wachsender Markt für Wind-Wasserstoff entstehen kann. Wichtige Einsatzfelder für dieses Produkt sind die stoffliche Nutzung in Industrie und Verkehr.
Um die Wertschöpfungskette in der Region aufzubauen, sind Investitionen in Produktion, Speicherung und Logistik erforderlich. Diese können bis 2025 ein Finanzvolumen von 500 Millionen Euro umfassen. Sie werden in diesem Zeitraum jedoch durch Erlöse aus der Nutzung der Infrastruktur komplett ausgeglichen.
Um die Markt-Einführung von sogenanntem „grünem Wasserstoff“ aus Windenergie zu unterstützen, ist anfangs eine weitere Einbindung von konventionell erzeugtem Wasserstoff aus fossilen Energieträgern sinnvoll, was einen angemessenen Preis sicherstellt. Mittelfristig kann dieser in wachsendem Umfang durch grünen Wasserstoff ersetzt werden. Dessen Nutzung wird vor allem attraktiv, wenn die Rahmenbedingungen durch Marktanreize und eine angemessenen Anpassung der Gesetzeslage, etwa im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), unterstützt wird.
Der Aufbau eines Marktplatzes für Wind-Wasserstoff in der Region Unterelbe kann auch einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen leisten. Indem für die Erzeugung von Wasserstoff Windenergie genutzt wird, die nicht ins Netz eingespeist werden kann oder für die aktuell keine Nachfrage besteht, kann Windenergie insgesamt effizienter genutzt werden.
Vor allem die Erhöhung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff ist beim Aufbau einer Wind-Wasserstoff-Wirtschaft bedeutsam. Wenn dies gelingt, kann die Region Unterelbe zu einem positiven Beispiel dafür werden, wie Industrie und Verkehr auf saubere Energie umgestellt werden können und dabei die Wertschöpfung in der Metropolregion gestärkt wird.
Die Länder und die beteiligten Wirtschaftsunternehmen haben sich darüber verständigt, in einer neuen Phase die praktische Umsetzung dieses Infrastrukturprojektes zu klären und mögliche Finanzierungsmodelle zu überprüfen.
Bei der Vorstellung der Studie und der anschließenden Podiumsdiskussion sagten Olaf Lies, Minister, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Niedersachsen:
„Hier im Raum Unterelbe wird Strom aus Wind gewonnen. Hier gibt es Salzstöcke für Kavernen und eine starke chemische Industrie. Wer, wenn nicht wir, sollte es schaffen, einen wirtschaftlichen Wind-Wasserstoff-Energiekreislauf aufzubauen. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass es den innovativen Unternehmen in Norddeutschland in diesem Sinne schon bald gelingen wird, die Kosten für die Herstellung von Wasserstoff aus Windenergie und für die Wasserstoffspeicherung deutlich zu senken.“
Dr. Ingrid Nestle, Staatssekretärin, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein:
„Die erneuerbaren Energien werden sich im Norden rasant weiterentwickeln. Der Unterelberaum wird die Energiedrehscheibe der Zukunft. Mit unserer Energiewende werden die Chancen von Power to Gas intensiv verfolgt. Der notwenige Aus- und Aufbau von Gasnetzinfrastrukturen erfordert die Mitwirkung aller Akteure in diesem Prozess.“
Andreas Rieckhof, Staatsrat, Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation Hamburg:
„Der Aufbau eines Marktplatzes für Wind-Wasserstoff erschließt durch die Zusammenarbeit der drei Länder mit der Wirtschaft systematisch Wertschöpfungspotenziale für alle. Das Projekt ist auch industriepolitisch für die Unterelberegion von großer Bedeutung, weil es hilft, die Industriestandorte in Hamburg, Stade und Brunsbüttel zu sichern. Für Hamburg liegt seine Bedeutung vor allem in der Verknüpfung des Einsatzes erneuerbarer Energie in Industrie und Verkehr. Ab 2020 sollen nur noch Busse mit emissionsfreiem Antrieb angeschafft werden. Dabei ist Wasserstoff eine der wichtigsten Optionen.“
Marion Köhler, Pressesprecherin – Metropolregion Hamburg