Berlin – Nach Verbraucherkritik hatte Hipp seine Zuckergranulat-Tees für Kleinkinder 2012 vom Markt genommen – unter anderem Namen verkauft das Unternehmen solche Produkte bis heute weiter. Für Bebivita, eine 100-prozentige Tochterfirma, hat Hipp offenbar die eigenen Maßstäbe außer Kraft gesetzt: Der Instant-„Kinder-Früchtetee“ widerspricht allen gängigen Ernährungsempfehlungen und ist auch noch mit einem Zusatzstoff versehen, den Hipp selbst als „zahnschädlich“ bezeichnet. Mit einem Brief und einer E-Mail-Aktion unter www.abgespeist.de fordert die Verbraucherorganisation foodwatch Firmenchef Claus Hipp auf, die Produkte einzustellen.
Unter der Marke Bebivita vertreibt Hipp für Kinder ab 12 Monaten Früchtetees aus Granulat, das zu 94 Prozent aus Zucker besteht. Das widerspricht dem oft postulierten Anspruch von Hipp, „kindgerechte“ und „gesunde“ Produkte für Kinder anzubieten: Allen gängigen Ernährungsempfehlungen zufolge sollten Kinder Tee nur ungesüßt trinken. Da Tee ganz einfach klassisch mit Teebeuteln zubereitet werden kann, besteht auch keine Notwendigkeit eines Zuckerzusatzes. Außerdem enthalten die Bebivita-Tees das Säuerungsmittel Zitronensäure (E 330), das bei der Marke Hipp unter Verweis auf gesundheitliche Gründe nicht eingesetzt wird: In der Öffentlichkeit rühmte sich das Unternehmen, dass die Hipp-Produkte „keinerlei zahnschädliche Zitronensäure“ enthielten. Bei Bebivita gelten diese Bedenken offensichtlich nicht. Auf den Etiketten der Tochterfirma findet sich kein Hinweis, dass die Produkte tatsächlich von Hipp hergestellt und vertrieben werden.
„Es gibt Produkte, für die Claus Hipp nicht mit seinem Namen stehen will – die verkauft er dann eben einfach unter dem Namen Bebivita“, erklärte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelwerbung bei foodwatch. „Man möchte es Herrn Hipp so gern abnehmen, dass es nicht nur um Profit, sondern wirklich auch um die Gesundheit der Kinder geht – die Produktpolitik bei der Tochterfirma Bebivita legt eher den gegenteiligen Eindruck nahe. Klar ist: Tee braucht gar keinen Zucker – da hilft es auch nicht, wenn sich Hipp mit Apfelschorle oder Limonade vergleicht.“
foodwatch hatte die Hipp-Instanttees im Mai 2012 erstmals kritisiert. Innerhalb weniger Tage hatten bereits 10.000 Verbraucher eine Beschwerde-E-Mail an das Unternehmen unterzeichnet. Im Juni verlieh foodwatch dem Unternehmen den Goldenen Windbeutel 2012 als Negativpreis für die Werbelüge des Jahres 2012. Kurz zuvor hatte Hipp bereits angekündigt, die Zuckergranulat-Tees vom Markt zu nehmen und durch „zuckerfreien Tee“ zu ersetzen – seit Ende des Jahres 2012 sind tatsächlich einfache Teebeutel ohne Zuckerzusatz als Ersatzprodukt im Handel. Unter dem Namen Bebivita jedoch verkauft Hipp auch weiterhin Zucker-Tees für Kleinkinder.
Link: Ergebnisse der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2012: www.abgespeist.de/der_goldene_windbeutel_2012
foodwatch e.V. – Martin Rücker