Stockholm – Im Winter drehen wir die Heizung auf. Das Gleiche macht auch unser Körper. Er verbrennt braunes Fett, um zusätzliche Wärme herzustellen und uns warm zu halten. Diese innere Heizung könnte jedoch laut Wissenschaftlern des schwedischen Karolinska Instituts http://ki.se eine gefährliche Nebenwirkung haben. Das Team um Yihai Cao hat bei einer Studie zu braunem Fett bei Mäusen herausgefunden, dass der Kontakt mit niedrigen Temperaturen zu einer Verdickung der Arterienwände und damit zu einem erhöhten Herzrisiko führt. Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachmagazin Cell Metabolism http://cell.com/cell-metabolism veröffentlicht.
Laut Cao wurde braunes Fett immer als gutes Fett angesehen. Es verwandelt die aus der Nahrung gewonnene Energie in Wärme. Daher gilt braunes Fett als der Schlüssel zum Abnehmen. Die Wissenschaftler haben jetzt den Zusammenhang mit Atherosklerose untersucht, also den fettigen Ablagerungen in den Blutgefäßen. In einem ersten Schritt schufen die Wissenschaftler gentechnisch veränderte Mäuse, die für diese Krankheit besonders anfällig waren.
Bei Kälte nimmt LDL zu
Im Alter von acht Wochen wurden die Tiere in zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Teil der Tiere wurde weitere acht Wochen bei 30 Grad gehalten, eine Temperatur, die Mäuse als angenehm empfinden. Der andere Teil wurde einer Temperatur von vier Grad ausgesetzt. Bei Kälte wird weißes Fett in braunes Fett umgewandelt, abgebaut und so zur Gewinnung von Wärme eingesetzt. Als die Wissenschaftler den Abbau des braunen Fetts bei beiden Gruppen von Tieren untersuchten, zeigte sich, dass es Fettsäuren und Glycerol freisetzt, das die Leber dazu bringt, das Lipoprotein LDL oder „schlechtes“ Cholesterin freizusetzen, das die Arterien verschließen kann.
Ohne braunes Fett macht Kälte nichts aus
Mäuse, die niedrigen Temperaturen ausgesetzt waren, wandelten mehr weißes Fett in braunes Fett um, die Produktion von LDL war erhöht. Insgesamt kam es zu einer Zunahme der Ablagerungen. Diese Tiere verfügten auch eher über Ablagerungen in den Blutgefäßen, die sich lösten und zu Blockaden führten. Diese Blockaden gehören zu den Hauptursachen für Herzanfälle und Schlaganfälle. Um zu testen, ob dieser Effekt mit der Herstellung von Wärme in Zusammenhang stand, schufen die Forscher in einem nächsten Schritt ebenfalls krankheitsanfällige Mäuse, die ihr braunes Fett nicht zur Wärmegewinnung nutzen konnten. Sie waren vollständig vor der Produktion von LDL und den daraus resultierenden Problemen geschützt.
Schutz vor Kälte verringert Herzrisiko
In einem letzten Schritt wurden 14 Personen mit hohen LDL-Werten zwei Tage lang jeweils vier Stunden lang einer Temperatur von 16 Grad ausgesetzt. Es zeigte sich, dass die Teilnehmer nach diesem Test deutlich mehr LDL im Blut hatten als vorher.
Krishnan Bhaskaran von der London School of Hygiene and Tropical Medicine http://lshtm.ac.uk erklärte laut NewScientist, dass mit diesen Forschungsergebnissen eine mögliche Erklärung für einen Zusammenhang zwischen niedrigen Temperaturen und dem Risiko eines Herzanfalls gefunden sei.
Eine frühere Studie des Forschers hatte nachgewiesen, dass ein Absinken der Temperatur um ein Grad in England und Wales jeweils einem Anstieg der Herzanfälle um rund 200 entsprach. Laut Bhaskaran könnten warme Kleidung und weniger Zeit im Freien das Risiko eines Herzanfalls verringern. „Das könnte vor allem für ältere Menschen und Menschen wichtig sein, die bereits ein Problem mit dem Herzen gehabt haben.“
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Michaela Monschein
Kälte: schlecht fürs Herz (Foto: pixelio.de, Jürgen Hüsmert)