Paris – Mobile Handy-Applikationen stellen aus datenschutzrechtlicher Perspektive ein ernstes Problem dar. Wie aus einem aktuellen Bericht der nationalen Datenschutzbehörde French National Commission on Computing and Liberty (CNIL) http://www.cnil.fr hervorgeht, greifen viele der kleinen Programme ungefragt auf sensible persönliche Daten zu, um diese an weit entfernte Server weiterzuleiten. Ein Praxistest mit sechs Freiwilligen, die ihr iPhone drei Monate lang mit einer speziellen SIM-Karte bestücken ließen, um den jeweiligen individuellen Daten-Traffic genau kontrollieren zu können, ergab, dass die Apps weit mehr Daten abfragen als nötig. Die User haben zudem kaum eine Möglichkeit, um derartige Übertragungen überwachen bzw. einschränken zu können.
„Was die Datenschutzproblematik von Smartphones angeht, fehlt es den Usern noch an dem nötigen Gefahrenbewusstsein“, stellt Georg Markus Kainz, Präsident des Vereins quintessenz http://quintessenz.at , im Gespräch mit pressetext klar. Dass moderne, internetfähige Handys hier eine besonders große Gefahr darstellen, liege darin begründet, dass sie die technischen Funktionen von Mobiltelefonen und Computern vereinen. „Wie schon vor einiger Zeit beim PC, müssen die Nutzer nun auch im Umgang mit ihren Smartphones lernen, dass es nicht ratsam ist, sensible Daten dort abzulegen, wo sie ungeschützt sind“, betont der Experte, der aber auch die Sicherheitseinstellungen so mancher App bemängelt: „Die User werden vielfach geradezu genötigt, ihre Daten preiszugeben.“
Spitzenreiter GPS-Ortung
Die Auswertung des mitprotokollierten Datenverkehrs der sechs iPhone-User durch die CNIL ist zwar eigenen Angaben zufolge gerade erst gestartet. Die insgesamt neun Gigabyte an gesammelten Daten liefern aber schon jetzt ein klares Bild der Verhältnisse. Demnach griff im Schnitt eine von drei verwendeten Apps auf die GPS-Standortinformationen des jeweiligen Handys zu. Während eines durchschnittlichen Tages wurde der einzelne Smartphone-Besitzer sage und schreibe ganze 76 Mal „getracked“. Spitzenreiter in dieser Kategorie waren „Foursquare“ und „Apple Maps“, die am öftesten Ortungsdaten abfragten, gefolgt von „Around Me“ und der vorinstallierten Apple-Kamera-App.
„Smartphones sind aus datenschutzrechtlicher Sicht auch deshalb so gefährlich, weil sie weit mehr über einen User preisgeben als ein normaler Standrechner“, kommentiert Kainz das Analyseresultat. Die GPS-Ortung sei hier natürlich besonders problematisch. „Das Handy ist heute ein mobiler Alltagsgegenstand, der überall hin mitgenommen wird. Auf diese Weise lassen sich die Wege der User sehr gut nachvollziehen“, erläutert der quintessenz-Chef. Aber auch die integrierten Kameras und Mikrofone seien ein „potenzielles Sicherheitsrisiko“.
Alle Smartphone-User betroffen
„Unser Ziel war es nicht, mit dem Finger auf einen bestimmten Hersteller zu zeigen, sondern generell das Verständnis zu verbessern, wie Apps mit privaten Daten umgehen“, zitiert das US-Portal Macworld CNIL-Präsidentin Isabelle Falque-Pierrotin. Am Beispiel von Apples iPhone habe man ganz gut aufzeigen können, dass die Käufer solcher Geräte zumeist nur wenig bis gar keine Ahnung davon haben, auf welche Informationen oder Funktionen die von ihnen erworbenen Handy-Programme zugreifen. „Apple hat in puncto Datensicherheit schon etwas nachgebessert. Insgesamt gesehen betrifft diese Problematik aber auch genauso jeden anderen Smartphone-User“, so Kainz abschließend.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Steiner
iPhone: Smartphone-Apps oft Sicherheitsgefahr (Foto: flickr.com/ilamont)