KIEL. Praktische Fragen moderner Kriminalprävention und deren wissenschaftliche Begleitung und Datenauswertung stehen im Mittelpunkt der deutsch-russischen Fachtagung „Innovative Kriminalprävention und empirische Forschung“, die Justizministerin Anke Spoorendonk heute (8.4.) im Justizministerium eröffnet. Kriminalwissenschaftler deutscher und russischer Universitäten, Strafrechtler und Praktiker aus beiden Ländern diskutieren über internationale Praxis-Projekte und Möglichkeiten der weiteren Zusammenarbeit.
„Eine systematisch entwickelte Kriminalprävention bietet die Chance, zu rückläufigen Verbrechenszahlen, zu sinkenden Häftlingszahlen in den Gefängnissen und damit zu geringeren Kosten für den Staatshaushalt zu gelangen“, so Justizministerin Spoorendonk in ihrer Begrüßung. „Vor allen Dingen aber bewirkt eine gelungene Präventionsarbeit, dass weniger Menschen Straftaten zum Opfer fallen, weniger Schäden entstehen und den Opfern besser geholfen werden kann – materiell wie immateriell.“ Um eine innovative Kriminalpolitik und für die Alltagspraxis eine zeitgemäße Kriminalprävention entwickeln zu können, sei eine entsprechende wissenschaftliche Begleitung und Auswertung wichtig und notwendig, so Justizministerin Spoorendonk weiter.
Das dreitägige deutsch-russische Symposium wird ausgerichtet vom Ministerium für Justiz, Kultur und Europa des Landes Schleswig-Holstein, dem Institut für Osteuropäisches Recht, dem Institut für Kriminalwissenschaften und dem Institut für Psychologie der Christian-Albrechts-Universität sowie dem Verein CUP – Collegium of Universal Prevention e.V. aus Kiel. Zahlreiche weitere Organisationen – darunter der Schleswig-holsteinische Verband für soziale Strafrechtspflege e.V., das Deutsch-Russische Juristische Institut und der Verein Ostrecht Kiel e.V. – unterstützen die Veranstaltung.
Auf russischer Seite sind beteiligt
• Nördliche Arktische Föderale Universität (SAFU) in Archangelsk,
• Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität Kaliningrad
• Oblastregierungen der Gebiete Archangelsk und Kaliningrad,
• Justizministerium der Russischen Föderation
• Universitäten Saratov und Krasnojarsk
• Expertinnen und Experten aus durchgeführten Projekten.
Ziel des Arbeitstreffens ist insbesondere, die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis in deutsch-russischen Entwicklungsprojekten fortzuentwickeln. Dies geschieht vor dem Hintergrund der bereits seit über 12 Jahren gemachten Erfahrungen in gemeinsamer Projektarbeit in den Städten Archangelsk und Kaliningrad, wie in den Projekten:
• bilaterale Projektarbeit zwischen den Vollzugsverwaltungen von Schleswig-Holstein und Archangelsk zur Einführung professioneller Sozialarbeit in den Gefängnissen der Oblast Archangelsk (2002 – 2007 – gefördert durch den Europarat)
• Entwicklung eines Netzwerks der Straffälligenhilfe in der Oblast Archangelsk (2005 – 2007 – TACIS- Programm der EU)
• Entwicklung von Mechanismen zur Vermeidung stationärer Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in der Oblast Archangelsk (2007 – 2009 – gefördert durch die „Aktion Mensch“)
• Einführung einer spezialisierten Jugendgerichtsbarkeit und einer Jugendgerichtshilfe in zwei Gerichtsbezirken der Stadt Archangelsk (2008 – 2010 – ENPI-Projekt der EU)
• Gründung einer Vereinigung von NGO’s auf dem Gebiet der Kriminalprävention in der Oblast Kaliningrad
• Beteiligung russischer Expertinnen am multilateralen EU Projekt zur Entwicklung einer „Restorative Justice“/Täter-Opfer-Ausgleich (2010 – 2012)
Schleswig-Holstein bietet dieses Treffen eine weitere Möglichkeit, die seit langem existierenden Kooperationsbeziehungen mit dem Nordwesten Russlands und der schleswig-holsteinischen Partnerregion Kaliningrad auf dem gesellschaftspolitisch bedeutsamen Feld der Kriminalrechtspflege und beim bürgerschaftlichen Engagement zu vertiefen und zu festigen.
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