Rom – Italienische Schulkinder schneiden in Sachen Selbstständigkeit deutlich schlechter als ihre gleichaltrigen Gefährten in den meisten europäischen Nachbarnationen ab. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung, die in 17 verschiedenen Ländern durchgeführt und von Mitarbeitern des zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörenden Istituto di Scienze e Tecnologie http://istc.cnr.it haben in Zusammenarbeit mit dem Policy Studies Institute http://westminster.ac.uk in London erstellt wurde.
Begleitung am Schulweg nötig
Im Rahmen der als „Children’s Indipendent Mobilty“ bekannten Studie wurde festgestellt, dass die Schulwegautonomie der „bambini“ im Zeitraum zwischen 2002 und 2010 von elf auf sieben Prozent zurückgegangen ist. Zum Vergleich: In Deutschland lag dieser Wert zuletzt bei 40 Prozent und in Großbritannien bei 41 Prozent. „Besonders markant waren die Unterschiede bei der Bestreitung des Rückweges von der Schule bis nach Hause“, so Projektleiterin Antonella Prisco. „Nur acht Prozent der italienischen Grundschüler treten ohne Begleitung eines Erwachsenen den Heimweg an, während es in Großbritannien 25 Prozent und in Deutschland sogar 76 Prozent sind.“
Deutliche Unterschiede ergaben sich auch bei den Mittelschülern: In Italien wird der Schulweg von durchschnittlich 34 Prozent von ihnen selbständig bewältigt, während es in Deutschland 68 Prozent und in Großbritannien 76 Prozent sind. Größere Diskrepanzen ergaben sich auch hinsichtlich der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel: Während es in Italien gerade einmal drei Prozent der Befragten waren, lag der Mittelwert in Deutschland bei acht Prozent.
Kriterium für Unausgeglichenheit
Besonders signifikant waren die Unterschiede bei den Besuchern von Sekundärschulen, wo Italien mit drei Prozent Eigenständigkeit deutlich hinter Deutschland (64 Prozent) und Großbritannien (25 Prozent) zurückblieb. Als Gründe wurden die geringe Effizienz der öffentlichen Verkehrsmittel in Italien und das vergleichsweise geringe Vertrauen der Eltern in ihre Kinder genannt. Die Ergebnisse der internationalen Verhaltensstudie sind deshalb so wichtig, weil sie Rückschlüsse auf die körperliche und geistige Gesundheit der Jugendlichen zulassen.
„Je selbständiger ein junger Mensch bei der Bewältigung seines Schulweges ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Risiken wie Fettleibigkeit und seelische Unausgeglichenheit minimiert werden“, so Prisco. Dies gelte auch für die Fähigkeit zum Eingehen sozialer Bindungen sowie zur Erlangung von Selbstsicherheit. Zudem würden Fähigkeiten wie Eigenwahrnehmung und Verantwortung gefördert. Dadurch ließen sich auch Negativerfahrungen wie übertriebene Einsamkeitsgefühle während der Pubertät minimieren.
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