Zuckerhut: Brasilien erlebt ökonomischen Aufschwung (Foto: pixelio.de/takamuwi)

Brasilien: Präsidentin hat Zeitungen gegen sich – Linksgerichtete Dilma Rousseff Angriffspunkt privater Medien

Sao Paolo – Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff erfreut sich beim Volk mit 78 Prozent großer Unterstützung, doch bei den Medien des Landes gerät sie oftmals ins Kreuzfeuer der Kritik. „Es ist eine extrem einzigartige Situation, eine so populäre Regierung zu haben, während kein einzig großes Medium sie und ihre linken Ansichten unterstützt“, erklärt Lautindo Leal Filho, Medienexperte von der Universität Sao Paolo. Die landesweiten Tageszeitungen gehen dabei um einiges härter mit Rousseff und ihrem System ins Gericht als die TV-Sender, die sich vergleichsweise moderat zeigen.Zuckerhut: Brasilien erlebt ökonomischen Aufschwung (Foto: pixelio.de/takamuwi)

Korruptionsskandal aufgedeckt

„Brasiliens Gesellschaft war für mehr als 300 Jahre von der Sklaverei geprägt. Manche Teile der Oberklasse haben gelernt mit Menschen zu leben, die früher exkludiert waren. Aber die Medien reflektieren noch immer die althergebrachten Werte der Elite, mit sehr sehr wenigen Ausnahmen“, so Filho. Reporter ohne Grenzen http://rsf.org hat unlängst die große Medienkonzentration in dem Land kritisiert und eine Überprüfung der Mediengesetze gefordert. Während viele Regierungen in Lateinamerika eine Auseinandersetzung mit privaten Medien nicht scheuen, geht ihnen die Administration in Brasilia eher aus dem Weg.

Rousseff musste zuletzt aufgrund von schwerwiegenden Korruptionsvorwürfen acht Kabinettsposten austauschen. Weitere hohe Offizielle wurden wegen Stimmenkaufs während Lulas Amtszeit verurteilt. Den Stein ins Rollen haben die kritischen Medien mit ihren investigativen Recherchen gebracht. Der Regierung nahestehende Kreise betonen oftmals, dass Medien Verdachtsfällen anderer Parteien viel weniger Aufmerksamkeit schenken.

Zeitungen im Besitz wohlhabender Familien

Brasiliens große Zeitungen befinden sich im Besitz einiger wohlhabender Familien. Viele von ihnen fielen nach dem Militärputsch von 1964 und in den darauffolgenden 21 Jahren der Diktatur der Zensur zum Opfer. Obwohl Rousseffs linksgerichtete Arbeiterpartei gegenüber den Medien des Landes eine durchaus liberale Politik fährt, wird sie teils harsch angegriffen.

Ihr Vorgänger und Parteifreund Luiz Inacio Lula da Silva wurde 2002 zum Präsidenten gewählt. Er rückte in die politische Mitte und arrangierte sich mit der Elite des Landes. Der darauffolgende Wirtschaftsboom hat rund 40 Mio. Menschen aus der Armut geholt.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Sebastian Köberl
Zuckerhut: Brasilien erlebt ökonomischen Aufschwung (Foto: pixelio.de/takamuwi)