Wiesbaden/Köln – Die deutsche Exportwirtschaft ist auch im abgelaufenen dritten Quartal gewachsen. Zwischen Juli und September haben Güter im Wert von insgesamt 275,4 Mrd. Euro die Grenze Richtung Ausland passiert. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist dies ein Anstieg um 3,6 Prozent. Der Warenverkehr in Nicht-EU-Staaten hat sogar um 9,9 Prozent zugenommen, wie aus den heute, Dienstag, veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden http://destatis.de hervorgeht.
Investitionsgüter für Wachstumsmärkte
Den Grund für die vergleichsweise gute Performance von deutschen Ausfuhren sieht Michael Grömling vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln http://iwkoeln.de in der geänderten Entwicklungsrichtung. „Die deutsche Exportstruktur hat in den vergangenen Jahren die steigende Nachfrage von aufstrebenden Volkswirtschaften verstärkt ins Visier genommen. Deutschland profitiert dabei von seinem Fokus auf moderne Investitionsgüter, deren Nachfrage sich in den Emerging Markets wie China über einen positiven Rückenwind freuen kann“, erklärt der Konjunkturexperte im Gespräch mit pressetext.
Der Anteil von Ausfuhren außerhalb der EU ist im dritten Quartal auf 44,4 Prozent nach oben gegangen. Auch die in Angriff genommene Trendwende der US-Konjunktur zeigt Wirkung (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20121203026 ). Die Exporte über den großen Teich sind um rund ein Viertel auf 23,6 Mrd. Euro geklettert. Auch das Ausfuhrvolumen nach Südkorea, Japan und Russland ist größer als im Vorjahresquartal.
Südeuropa lässt nach
In die EU verzeichnen die Ausfuhren ein Plus von 3,3 Prozent. Hauptausschlaggebend dafür ist der Exportzuwachs bei Großbritannien in der Höhe von knapp 14 Prozent. In den Euroraum sind sie jedoch um 0,9 Prozent rückläufig. Während sich der Handel mit fernen Ländern gut entwickelt, wirkt so manches Land in Europa wie ein Hemmschuh für die deutsche Exportwirtschaft. In erster Linie haben die Lieferungen von Waren und Dienstleistungen nach Südeuropa deutlich abgenommen und sind gegenüber dem Vergleichszeitraum zweistellig geschrumpft. Bei Spanien errechneten die Statistiker aus Wiesbaden ein Minus von 13,2 Prozent, bei Portugal sind es minus elf Prozent.
Unternehmen unter Anpassungsdruck
Trotz der engen Wirtschaftsbeziehungen mit Italien wurden auch dort weniger Produkte mit der Aufschrift „Made in Germany“ nachgefragt. Der Rückgang beläuft sich dabei auf minus 12,4 Prozent. Der griechische Nachfrageschwund ist mit 6,9 Prozent vergleichsweise moderat. Wichtigster europäischer Abnehmer Deutschlands ist Frankreich mit einem Plus von 3,8 Prozent. Der rezessionsbedingte Nachfragerückgang der Mittelmeerstaaten wird auch in den kommenden Jahren seine Kreise ziehen. „Das wird an uns nicht schmerzlos vorbeigehen“, ist sich Grömling sicher. Eine Vielzahl deutscher Unternehmen werde dadurch unter großen Anpassungsdruck kommen.
Im Vorjahr hat Deutschland erstmals Waren in der Höhe von über einer Bio. Euro in den Rest der Welt geliefert. Laut dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen wird sich dies wiederholen. Er schätzt das Volumen per Ende Dezember auf 1,1 Bio. Euro.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Containerhafen: deutscher Export gut aufgestellt (Foto: pixelio.de/tokamuwi)