Rom – Wissenschaftler am zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörenden Istituto dei Sistemi Complessi http://www.isc.cnr.it haben eine neues Verfahren zur Messung der Wirtschaftskraft eines Landes entwickelt. Das auf nicht-monetären Daten beruhende ökonometrische Modell könnte als Ausgangsbasis zur Wirtschaftsplanung und Risikobewertung ganzer Nationen dienen.
Analyse von Exportstrukturen
„Anhand der gezielten Analyse von Exportstrukturen wissen wir, dass jedes Land hinsichtlich Qualität und Zusammensetzung seiner Ausfuhrgüter an eine bestimmte Höchstgrenze stößt“, erläutert Projektleiter Luciano Pietronero. In einem betont statischen Zusammenhang erweise sich die Spezialisierung auf bestimmte Warengruppen als die günstigste Wirtschaftsform. In einem dynamischen Umfeld wie der Globalisierung der Märkte hingegen sei – ähnlich der Anpassungsfähigkeit biologischer Gattungen – die Diversifikation der richtige Weg zur Optimierung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.
In dem innovativen wirtschaftstheoretischen Modell wird die Summe der Exportgüter, gewichtet mit der jeweiligen Quantität oder Qualität, als das entscheidende Kriterium für das Wachstumspotenzial eines Landes herangezogen. Diese als „Fitness“ definierte Eigenschaft ins Verhältnis zum jeweiligen Pro-Kopf-Einkommen gesetzt, ergibt das wirtschaftliche Entwicklungspotenzial eines Landes. „Das bedeutet, dass hohe Fitness in Kombination mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen ein hohes Wachstumspotenzial zur Folge hat“, so Pietronero weiter. Ein Land mit umgekehrter Relation hingegen besitze ein relativ niedriges Wachstumspotenzial, es sei denn, es ist reich an wirtschaftlich interessanten Rohstoffen.
China vor Deutschland und Italien
„Nach diesen Gesichtspunkten beurteilt, liegt Italien weltweit auf Rang drei hinter Deutschland und China“, bestätigt der italienische Wissenschaftler abschließend. Es folgen Thailand, Mexiko und Vietnam. Allerdings habe sein Heimatland den großen Nachteil, dass die Mehrheit seiner Exportgüter aus einer Vielzahl von kleinen und mittleren Untenehmen stammt. Weniger gut schnitten Länder wie Brasilien und Russland ab, da ihr heutiger Reichtum fast ausschließlich auf der Ausfuhr von Rohstoffen beruht. Einzelheiten der Studie können in der zur Nature-Gruppe gehörenden multidsiziplinären Fachzeitschrift „Scientific Reports“ nachgelesen werden.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Harald Jung
Wachstum: alternatives Modell (pixelio.de/Gerd Altmann, AllSilhouettes.com)