BERLIN, Roma-Kindern in Tschechien wird ihr Recht auf Bildung weiterhin verweigert – fünf Jahre nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, wonach Roma-Kinder in ihrem Zugang zu Bildung vom tschechischen Staat diskriminiert werden, hat sich an der Situation wenig geändert: „Das tschechische Bildungssystem lässt Roma-Kinder völlig im Stich: Tausende Schüler werden in sogenannte „praxisorientierte Schulen“ abgeschoben, die eigentlich für Kinder mit leichter geistiger Behinderung gedacht sind. Das hat dramatische Konsequenzen für ihre Zukunft: Roma haben nur selten die Chance auf höhere Bildung und somit extrem begrenzte Möglichkeiten später eine Arbeit zu finden“, sagt Marie von Möllendorff, Europa-Expertin bei Amnesty International in Deutschland.
Obwohl nach Schätzungen maximal drei Prozent der tschechischen Bevölkerung Roma sind, machen sie über ein Drittel der Schüler auf den Sonderschulen aus. Auch diejenigen Roma-Kinder, die keine Sonderschulen besuchen, werden oftmals diskriminiert. Viele von ihnen werden auf separate Roma-Schulen oder in separate Roma-Klassen mit vergleichsweise minderwertiger Bildung geschickt. Die Regierung hat bisher darin versagt, umgehend und systematisch gegen die Diskriminierung von Roma in Schulen vorzugehen: „Ohne den Zugang zu qualitativ hochwertiger Ausbildung gemeinsam mit anderen tschechischen Kindern werden Roma nicht dazu in der Lage sein, Armut und Ausgrenzung zu überwinden. Solange die Regierung nicht gleiche Bildungschancen für alle tschechischen Kinder schafft, wird die Diskriminierung kein Ende nehmen“, so von Möllendorff.
Der Bericht „Five more years of injustice: Segregated education for Roma in the Czech Republic“ von Amnesty International und dem European Roma Rights Center wurde am 8.11.2012 in Prag vorgestellt. Anschließend fand vor dem tschechischen Bildungsministerium eine Protestaktion statt.
AMNESTY INTERNATIONAL Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.