MS-Patient im Rollstuhl: Therapien in Sichtweite (Foto: pixelio.de, Arnold)

Neuer Nachweis für Multiple Sklerose in Aussicht – Micro-RNAs geben Aufschluss über ein Vorliegen der Erkrankung

Hannover/Bochum – Ein Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) http://www.mh-hannover.de und der Ruhr-Universität Bochum (RUB) http://ruhr-uni-bochum.de haben eine neue Methode zum Nachweis von Multipler Sklerose (MS) gefunden. Demnach geben kurze Ribonuklinsäuren (Micro-RNAs), die aus dem Lendenwirbelbereich entnommen werden, Aufschluss darüber, ob die Erkrankung vorliegt oder nicht, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Neurology.MS-Patient im Rollstuhl: Therapien in Sichtweite (Foto: pixelio.de, Arnold)

 

„Bei 100 Patienten konnten wir eine zwischen 80 und 90 Prozent sichere Trefferquote erzielen“, so Studien-Autor Thomas Thum, Leiter des Instituts für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der MHH gegenüber pressetext. „Nun gehen wir daran, die Untersuchung auf mehr als 1.000 Patienten auszudehnen.“ Innerhalb eines Jahres sollen die Ergebnisse dann vorliegen.

 

Diagnose und Prognose

„Das Interessante an unserer Methode ist, dass damit nicht nur eine sehr zielgenaue Diagnose, sondern auch eine sehr gute Prognosenabschätzung möglich wird“, erklärt der Experte. „Da MS eine Erkrankung mit verschiedenen Verlaufsformen ist, fällt der effektiven Prognose auch eine besondere Bedeutung zu.“

Beim Verdacht auf MS führen Ärzte eine sogenannte Lumbalpunktion durch, bei der sie Nervenwasser aus dem Lendenwirbelbereich entnehmen. „Zur Diagnose reichen rund 50 Mikroliter der bei der Routineuntersuchung entnommenen Flüssigkeit aus“, betont Thum. „Das bedeutet auch, dass der Patient kein weiteres Mal punktiert werden muss.“

Nachweis über Nervenwasser

„Wir konnten nachweisen, dass sich in der Flüssigkeit krankheitsspezifische Micro-RNAs befinden“, erklärt Thum. Dabei handelt es sich um kurze Ribonukleinsäureketten, die Entwicklung, Vermehrung und Funktion von Zellen steuern können. Diese Micro-RNAs zeigen an, ob die Erkrankung vorliegt oder nicht.“

„Anhand von verschiedenen Mustern, die diese Micro-RNAs bilden, ist auch erkennbar, welche Verlaufsform der Erkrankung vorliegt“, weiß Thum. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse auch Einsichten in die Veränderungen der Erbinformationen sowie die Entstehung und Entwicklung der MS gewähren – und dass wir Faktoren finden, die beim Übergang von der schubförmigen zur sekundär-chronischen MS eine Rolle spielen“, meint Ko-Autor Aiden Haghikia von der Neurologischen Klinik der RUB.

Weltweit gibt es rund 2,5 Mio. Menschen, die an verschiedenen Formen von MS leiden. Der Großteil der Erkrankungen tritt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Bei MS wird die Schutzschicht von Nerven, das Myelin, angegriffen und dabei die Nervenzellen zerstört. Das führt zu Entzündungen in verschiedenen Stellen des Gehirns und des Rückenmarks. Das bedeutet, dass die Krankheit unterschiedliche Symptome zeigt und unterschiedlich verläuft. Die Ursache ist unklar. Die Krankheit ist nicht heilbar, doch lässt sich der Verlauf günstig beeinflussen.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Weitlaner
MS-Patient im Rollstuhl: Therapien in Sichtweite (Foto: pixelio.de, Arnold)