Menlo Park – Seit dieser Woche können ausgesuchte Facebook-User in den USA zum Preis von sieben Dollar ihre Status-Updates mit Gewalt auf die besten Plätze der Timeline ihrer Kontakte pressen. In mehr als 20 Ländern wurde diese Möglichkeit zwar schon seit Mai eingeführt, mit dem Testlauf im Mutterland des sozialen Netzwerks wird das Angebot jetzt aber zu einem zentralen Bestandteil der neuen Facebook-Strategie, mit der endlich Geld verdient werden soll. Damit verabschiedet sich das soziale Netzwerk von der Philosophie, User nicht für Kernanwendungen bezahlen zu lassen.
Teures Vergnügen
„Das ist der nächste Schritt von Facebook, die Nutzergemeinde zu monetarisieren. Die Nutzer wollen Breitenwirkung und können sie jetzt gegen Bezahlung bekommen, selbst wenn sie nichts Interessantes zu sagen haben. Das könnte der Beginn vom Abschied von Facebook wie wir es kennen sein“, sagt Ed Wohlfahrt von edRelations http://edrelations.com gegenüber pressetext. Facebook bewege sich in Richtung willkürliche Push-Interaktion. „Wir brüllen uns gegenseitig die Ohren voll und das immer lauter. Das wird auch für Facebook irgendwann ein Problem, wenn immer mehr irrelevante Inhalte das Netzwerk fluten“, so Wohlfahrt.
In den anderen Märkten, in denen User ihre Status-Updates schon promoten können, bewegen sich die Preise zwischen 75 Cent und 9,3 Euro. User mit weniger als 5.000 Freunden müssen in den USA sieben Dollar pro Posting löhnen, um das neue Feature in Anspruch zu nehmen. Bei mehr Kontakten wird es entsprechend teurer. Die bezahlten Postings haben Vorrang vor dem Algorithmus, der normalerweise bestimmt, welche Mitteilungen auf den Timelines angezeigt werden. An einem Beispiel hat Facebook gezeigt, dass ein bezahltes Posting 3,8 Mal häufiger gesehen wird als ein unbezahltes.
Kreditkarten Information
Innerhalb des Netzwerks regt sich erste Kritik. Gruppen wie „End Promoted Posts“ beschweren sich darüber, dass der Druck der Wall Street sich jetzt direkt auf die User auswirkt. Andere Nutzer befürworten die Neuerung allerdings und glauben, dass sie wichtige Anliegen oder eigene Projekte besser bewerben können. Durch die Möglichkeit, sich die besten Plätze zu erkaufen, wird die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit im sozialen Netzwerk jedenfalls härter. So wächst auch die Versuchung, selbst zu bezahlen, um besser gereiht zu werden. Für Facebook könnte sich die Neuerung im Kernmarkt USA also durchaus auszahlen.
Genauso wichtig wie das zusätzliche Geld, das eingenommen wird, dürften aber die Nutzerdaten sein, die durch den Verkauf der beliebtesten Timeline-Grundstücke generiert werden können. Jeder User, der seinen Status-Updates Nachdruck verleihen will, muss seine Kreditkarteninformationen an Facebook geben. In Verbindung mit den bereits vorhandenen Userdaten sind das sehr wertvolle Informationen, die für Werbezwecke weiterverarbeitet werden können.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Dollar: bei Facebook jetzt wichtiger als Inhalt (Foto: pixelio.de, R. Bamberger)