München – Der Diebstahl von Benzin und Diesel an Tankstellen und auf Betriebsgeländen nimmt in Deutschland immer stärker zu. Gegenüber 2010 sind die deshalb erstatteten Anzeigen im Vorjahr um neun Prozent auf 85.000 nach oben geschnellt. In einigen Bundesländern ist im selben Zeitraum die Zahl der Diebstähle um gar rund 40 Prozent angestiegen. Eine Abschwächung des Trends ist nicht erkennbar. Das Landeskriminalamt Bayern verzeichnet zwischen Januar und August einen Zuwachs von Diebstählen um 25 Prozent auf 1.590 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bundesweit wird der 2010 entstandene Schaden auf circa 4,3 Mio. Euro geschätzt.
Aufklärungsquote gering
Es kommt immer öfter vor, dass Fahrer mit gestohlenen, gefälschten oder verdeckten Kennzeichen ihren Wagen volltanken und ohne zu zahlen weiterfahren. Trotz guter Videoüberwachung verlaufen Nachforschungen und Anzeigen mitunter im Sand. Die Aufklärungsquote lag in den vergangenen Jahren zwischen 43 und 45 Prozent. In Ballungszentren ist sie allerdings noch niedriger. Von den 6.221 Diebstählen, die im Vorjahr in Berlin gemeldet wurden, konnten lediglich 1.614 Taten aufgeklärt werden. Betroffen sind vor allem große Tankstellen, wo der Betrieb häufig unüberschaubar ist“, so der Berliner Polizeisprecher Thomas Neuendorf.
Im Gespräch mit pressetext sieht ADAC-Sprecher Andreas Hölzel http://adac.de diese Entwicklung mit Sorge. „Viele Leute sind existenziell auf ihr Auto angewiesen. Dass Tankdiebstähle sich in den vergangenen Jahren häufen, hängt möglicherweise auch mit den mittlerweile extrem hohen Kraftstoffpreisen zusammen“, so Hölzel, für den Spritklau alles andere als ein Kavaliersdelikt ist. „Vorgehen dieser Art sind nicht zu entschuldigen und entschieden zu verurteilen.“
Hohe Spritpreise Mitgrund
Ein Zusammenhang zwischen Spritpreis und Diebstählen ist durchaus plausibel. Laut den Zahlen des Autokosten-Index des ADAC und des Statistischen Bundesamtes haben die Preise für Benzin und Diesel in den vergangenen sieben Jahren um fast 40 Prozent zugelegt. „Je höher die Benzinpreise sind, desto niedriger ist offensichtlich die Hemmschwelle“, so Neuendorf. Deutschlandweit wird am öftesten an nordrhein-westfälischen Zapfsäulen die Zeche geprellt. Köln ist Spitzenreiter mit 244 Diebstählen pro 100.000 Einwohnern. Trotz der bürokratischen Aufwände, wird den Betroffenen empfohlen, jeden noch so kleinen Dienstahl anzuzeigen. Die Leidtragenden sind die Pächter freier Tankstellen. Im Gegensatz zu den Tankwarten großer Mineralölkonzerne wird ihnen der Schaden nicht ersetzt.
Doch nicht nur an Tankstellen nehmen die Fälle zu. Auch abgestellte Baumaschinen und Lastwägen geraten immer häufiger ins Visier von Dieben und Banden. In Weyhe südlich von Bremen haben Kriminelle aus einem Großtank auf einem Werksgelände ganze 15.000 Liter Diesel in mobile Tanks abgefüllt. Elektrische Pumpen und Bohrer kommen bei solchen Diebstählen regelmäßig zum Einsatz. Von organisierter Kriminalität könne man dabei allerdings nicht sprechen, heißt es aus Potsdamer Polizeikreisen.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Zapfsäule: Und tschüss! Diebstähle nehmen zu (Foto: pixelio.de/Rainer Sturm)