Plön – „Söhne sind aus Sicht der Evolution ein überflüssiger Luxus und die Evolution hätte eigentlich im Sinne der Optimierung das männliche Geschlecht schon längst eliminieren müssen“, sagt Manfred Milinski, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie http://www.evolbio.mpg.de . Trotzdem pflanzen sich die meisten Tierarten sexuell fort. Der Sinn der sexuellen Fortpflanzung liegt nur in der Neukombination von Genen bei den Nachkommen.
Großer Immunpool wichtig
Ginge es um die reine Logik, so der Wissenschaftler, wäre Sex schon von der Bildfläche verschwunden oder im Verlauf der Evolution gar nicht aufgetaucht. „Die Existenz von Sexualität ist das Königsproblem der Evolutionsbiologie“, sagt Milinski. Denn ein Weibchen, dass sich ausschließlich asexuell fortpflanzt, produziere doppelt so viele Nachkommen wie ein sich sexuell fortpflanzendes Weibchen.
Das hat Milinski in einer Simulation ermittelt. Trotzdem produziert Sex eine gewisse Vielfalt. Es erlaubt dem Organismus, Gene gezielt neu zu kombinieren. Durch die Vermischung von unterschiedlichen Immunkomponenten können sie sich an die gefährlichste Umweltveränderung anpassen. So können furiose Attacken von sich ständig wandelnden Krankheitserregern besser abgewehrt werden.
Das Problem in der modernen Gesellschaft sind technische Erfindungen, wie etwa die Brille, unterstreicht der Forscher. Dass man Fehlsichtigkeit korrigieren kann, verfremde die natürliche Selektion. Der Weg, über den die Sexualpartner die Unterschiede der Immungene bemerken, gehe über die Nase. Der Körpergeruch entscheidet über die Partnerwahl, auch unterbewusst.
Körpergeruch nie gleich wahrgenommen
Wer seinen Lebenspartner nach dem Körpergeruch und nicht nach sozialen Äußerlichkeiten aussucht, sorgt streng genommen dafür, dass seine Nachfahren mit einem starken Immunsystem gesünder leben. Dabei wirken sich im individuellen Körpergeruch Gene aus, die für eine wichtige Komponente des Immunsystems verantwortlich sind, die sogenannten MHC-Allele. Fremder Körpergeruch wird als angenehm empfunden, wenn die Immungene besonders unterschiedlich von den eigenen sind.
Kinder eines Paares, das über die Gerüche harmoniert, haben durch die Mischung der unterschiedlichen Gene ein besonders starkes Immunsystem. In einer Studie ließ Milinski Frauen den Geruch von benutzten T-Shirts von 140 männlichen Probanten beurteilen. Dabei zeigte sich, dass auch Menschen die Immungene als besonders angenehm empfinden, die sich stark vom eigenen Immunsystem unterscheiden.
Selbst das eigene Parfüm wählen die meisten Menschen so aus, dass es zu ihrem Immunprofil passt. In einer anderen Studie hat Milinski mit seinem Team Testpersonen Blutproben entnommen, um deren MHC-Ausstattung zu bestimmen. Tatsächlich teilten Personen, die eine ähnliche Sammlung an Immungenen besaßen, auch die Vorliebe für bestimmte Duftnoten. „Das konnten wir kaum glauben“, sagt Milinski.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Oranus Mahmoodi
Junge: viele Genvariationen elementar (Foto: pixelio.de, foto-fine-art.de)