Berlin/Achim – 65 Prozent der Deutschen sagen, dass es ihnen mit der D-Mark „viel besser“ oder „etwas besser“ ginge. Jeder Zweite glaubt sogar, dass er ohne der Europäischen Union persönlich besser gestellt wäre. Dagegen sind nur 29 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass es ihnen ohne EU schlechter ginge. Dies geht hervor aus einer von der Bertelsmann-Stiftung http://bertelsmann-stiftung.de in Auftrag gegebenen Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS http://tns-emnid.com.
Politik und Medien in der Pflicht
Der Euroskeptizismus ist gegenwärtig eindeutig im Zunehmen begriffen. Dieses negative Stimmungsbild ist im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurückzuführen, sagt Unternehmensberater Bernd Höhne http://www.jobdot.de im Gespräch mit pressetext. „Die mediale Berichterstattung ist in Hinblick auf den Euro alles andere als ausgewogen. Bei eurokritischen Beiträgen setzt die Branche auf schlagkräftige Reizworte während positive Nachrichten immer mehr in den Hintergrund gelangen“, so Höhne. Als zweiten Faktor sieht er die Politik, die es nicht schaffe, die Pro-Argumente des Euro deutlich ins Treffen zu führen. „Die Politik sowie der Wirtschaftsjournalismus haben die Aufgabe, die Menschen besser aufzuklären.“
Mehrheit mit Chancen unzufrieden
Die Studie hat ebenfalls ergeben, dass mehr als die Hälfte (52 Prozent) glaubt, ohne EU besser oder mindestens gleich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. 48 Prozent sind der Ansicht, dass der soziale Friede durch die EU-Mitgliedschaft eher unsicherer geworden ist. Am skeptischsten sind dabei vor allem mittlere und höhere Altersgruppen sowie Personen mit geringerer Bildung und geringerem Einkommen. Aber auch die Jugend verliert zunehmend den Glauben an den Euro (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120712020 ).
Angesprochen auf die Schutzfunktion im internationalen Wettbewerb gegen Großmächte und Schwellenländer sehen 59 Prozent der Befragten die Europäische Union jedoch positiv. 70 Prozent sagen sogar, die EU ist ein Vorbild für andere Regionen der Welt. In Sachen Integration ist die Bevölkerung gespalten. 34 Prozent sagen, dass sich der europäische Einigungsprozess weiterentwickeln wird, ebenso viele verneinen dies.
Bürger als Entscheider
Für Aart De Geus, Vorsitzender der Bertelsmann-Stiftung, sind die Resultate der Studie besorgniserregend. „So schlecht haben die Menschen die EU insbesondere in Deutschland noch nie beurteilt. Gefordert ist eine politische Antwort, ein überzeugendes Konzept für eine vertiefte und damit bessere Union.“ Er plädiert dafür, den Bürger künftig weniger als Konsumenten zu sehen und ihn dafür in die Rolle des Entscheiders zu bringen. „Für eine Diskussion darüber gibt es keinen besseren Zeitpunkt als die jetzige Krise“, so De Geus.
Die Umfrage wurde auch in Polen und Frankreich durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass die dortigen Menschen vergleichsweise mehr Vorteile in der EU sehen als ihre gemeinsamen Nachbarn zwischen Rhein und Oder.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
D-Mark-Münzen: Viele sehnen sich nach ihr (Foto: pixelio.de, birgitH)