Peking/Berlin – Das zweitgrößte chinesische Kreditinstitut China Construction Bank (CCB) http://ccb.com schickt sich an, einen „Großen“ in Europa zu übernehmen. Konkret heißt es aus dem Vorstand der Bank, dass für den angestrebten Kauf rund 15,8 Mrd. Dollar zu Verfügung stehen. Mit den umgerechnet zwölf Mrd. Euro soll es sich um die größte Übernahme einer Bank in der chinesischen Geschichte handeln. Die Suche nach einem geeigneten Objekt hat nun offiziell begonnen. Dies geht hervor aus einem aktuellen Bericht der Financial Times.
Kauf oder Beteiligung
Engagements aus China bergen sowohl Risiken als auch Chancen. Wir werden uns schlicht daran gewöhnen müssen, dass aus Fernost immer mehr Avancen in diese Richtung gemacht werden“, sagt Klaus-Georg Meyer, Bankenexperte bei Capgemini http://de.capgemini.com , gegenüber pressetext.
Die Pekinger Zentrale will sichergehen, dass das Geld klug investiert wird. „Einige Banken in Europa sind zu verkaufen, jetzt suchen wir uns die richtige aus“, erklärt CCB-Vorstand Wang Hongzhang. Ziel ist eine vollständige Übernahme oder zumindest eine Beteiligung von mindestens 30 bis 50 Prozent. Welche Geldhäuser womöglich bereits in die engere Wahl gekommen sind, will CCB nicht verraten. Doch Wang lässt durchblicken, dass international agierende Banken aus Großbritannien, Deutschland oder Frankreich am attraktivsten sind.
Die Zeitung rechnet damit, dass Banken mit direkter staatlicher Beteiligung bei CCB wohl am begehrtesten sind. Zu diesen zählen beispielsweise die Royal Bank of Scotland, an der Großbritannien 82 Prozent hält oder die Commerzbank, an der der deutsche Staat zu rund 25 Prozent beteiligt ist. Letztere verfügt über eine Marktkapitalisierung von circa neun Mrd. Euro.
Vertrauen in Europa
Meyer betont, dass man Angebote aus China nicht von Haus aus verteufeln sollte. „Finanzielle Angebote können durchaus interessante Aspekte beinhalten. Mit einem finanzstarken Investor an seiner Seite können sich lukrative Chancen ergeben.“ Es hänge allerdings immer davon ab, von welcher Art eine mögliche Beteiligung ist, schließt der Experte.
Brancheninsider gehen schon seit längerem davon aus, dass große Konzerne aus China nun verstärkt darum bemüht sein werden europäische Mitbewerber zu kaufen. Im Bankensektor blieb der große Wurf bislang allerdings noch aus. Der chinesische Staatsfonds CIC zum Beispiel hat sich kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise an Morgan Stanley und der US-Investmentgesellschaft Blackstone beteiligt. Die Folge: Ein Milliardenverlust.
Die Verantwortlichen der CCB haben trotz der allgegenwärtigen Krisenstimmung den Glauben an die europäische Wirtschaft nicht verloren. „Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass alle nötigen Maßnahmen von den Regierungen und der Europäischen Zentralbank getroffen werden, um die Krise in Europa zu bewältigen. Wir glauben, dass die europäische Wirtschaft noch immer sehr stark ist“, so Wang, der sich dabei eines traditionellen chinesischen Sprichworts bedient. „Ein erschöpftes Kamel ist immer noch größer als ein Pferd.“
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
China goes West: CCB plant großen Coup (Foto: pixelio.de/Wilhelime Wulff)