Athen – Das schwer gebeutelte Land inmitten der Ägäis wird bei der Generierung von Kapital immer einfallsreicher. Die für die Privatisierung von Staatseigentum zuständige griechische Behörde „Hellenic Republic Asset Development Fund“ HRADF http://hradf.com hat sich nun dazu entschlossen, 40 der insgesamt rund 6.000 Inseln zur Verpachtung freizugeben. Es handelt sich dabei um kleine unbewohnte Flecken Land in der Größenordnung des Central Parks in New York. 50 Jahre soll die maximale Pachtdauer betragen.
Privatisierung EU-Bedingung
Athen will allgemein mit weitreichenden Privatisierungen bis zum Jahr 2020 rund 50 Mrd. Euro einnehmen. Dabei stehen neben der Verpachtung der ausgewählten Inseln vor allem der Verkauf staatlicher Unternehmen im Raum. Die Geldgeber aus der EU bemängeln allerdings das Tempo der Verkäufe. Die Fortschritte seien zu langsam, so der Vorwurf. Bis dato hat die griechische Regierung lediglich 1,8 Mrd. Euro durch die Veräußerung von Staatskonzernen eingespielt. Der neue Chef der Privatisierungsbehörde Takis Athanasopoulos bleibt jedoch optimistisch. Er erwartet bis 2015 Einnahmen von circa 19 Mrd. Euro.
Touristisches Potenzial
Die Regierung in Athen sieht in den Privatisierungen eine notwendige Maßnahme, um die Bedingungen für das 240-Mrd.-Euro-Hilfspaket zu erfüllen. Hellas möchte den möglichen Käufern und Investoren die Inseln schmackhaft machen, indem sie deren touristisches Potenzial hervorheben. „Wir haben Standorte mit gutem Gelände ausgesucht, die nahe am Festland und über eine gute Infrastruktur verfügen“, sagt Andreas Trapantzis, Executive Director für Immobilien bei HRADF, im Gespräch mit Bloomberg News. Bei der Auswahl der relevanten Inseln war man darüber hinaus darauf bedacht, dass bei einer etwaigen Verpachtung keine Gefahr für die nationale Sicherheit entsteht.
Umstrittenes Vorhaben
Interessenten gibt es bereits. So will zum Beispiel ein Investor auf einem 1,85 Mio. Quadratmeter großen Grund auf Rhodos einen Golfplatz bauen. Ein anderer möchte den Mehrheitsanteil am Areal des ehemaligen Internationalen Flughafens von Athen erwerben. Gerüchten zufolge soll auch das israelische Militär an einigen Inseln Interesse haben, um dort Übungen durchzuführen. Auch türkische Investoren zeigen sich nicht abgeneigt. Innerhalb der griechischen Bevölkerung sind die geplanten Privatisierungsmaßnahmen äußerst umstritten. Ein totaler Ausverkauf wird befürchtet. Griechisch-türkische Streitigkeiten um die unbewohnte Insel Imia führten 1996 sogar beinahe zu einer bewaffneten Auseinandersetzung.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Insel Kos: bleibt in Staatsbesitz (Foto: pixelio.de, K. Wieland Müller)