Ann Arbor/Chemnitz – Der Traum einer Entwicklung „vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist in der USA von heute nur noch ein Mythos. „Noch immer spricht man vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo es ein Kind aus armen Verhältnissen nur mit harter Arbeit und Durchsetzungskraft ins weiße Haus schafft – oder zumindest in eine schöne Villa. In Wahrheit gibt es diese außergewöhnliche soziale Mobilität aber nicht“, berichten Fabian Pfeffer, Soziologe an der University of Michigan http://www.isr.umich.edu .
Herkunft wird unterschätzt
Pfeffer leitet demnächst eine internationale Konferenz in Ann Arbor über die Ungleichheit der Generationen. Für seine eigene Präsentation http://bit.ly/OVoPaf hat er Langzeitdaten von zwei Generationen von US-Familien analysiert und mit der Lage in Deutschland und Schweden verglichen. Die Länder unterscheiden sich beim sozialen Aufstieg kaum, so das Ergebnis. „Besonders in den USA unterschätzen die Menschen, wie sehr das Schicksal mit der eigenen Herkunft verwoben ist“, erklärt der Forscher.
So wie in Europa entscheidet auch in den USA der Wohlstand der Eltern am meisten darüber, ob das Kind später auf der sozialen Leiter auf- oder abwärts klettert. Andere Faktoren wie Bildung, Einkommen oder Arbeit der Eltern, die von Soziologen und Ökonomen bisher immer ins Spiel gebracht wurden, nehmen zwar auch Einfluss, doch weniger stark. „Wohlstand erlaubt nicht nur gute Wohngegend und Ausbildung, sondern spannt auch ein Sicherheitsnetz, das Kindern später völlig andere Wahlmöglichkeiten gibt“, sagt Pfeffer.
Garagen für Luxusschlitten
„Der moderne Mythos des Tellerwäscher-Millionärs trifft zwar vielleicht manchmal zu, doch sicher nicht als Regel“, urteilt der Soziologe Johannes Kopp von der TU Chemnitz http://tu-chemnitz.de im pressetext-Interview. Allzu oft werden Biografien überzeichnet. „Auch die Eltern von Bill Gates stammen nicht aus einem Trailerpark, und aus den vielzitierten Garagen wurden zuvor wohl die schweren Wagen herausgefahren. Haben manche auch ihr Studium abgebrochen, studiert haben sie dennoch – was auch auf ihre Möglichkeiten schließen lässt.“
In Deutschland gibt es heute eindeutig mehr Facharbeiter von früher, Rückschlüsse auf mehr soziale Durchlässigkeit könne man allein daraus jedoch nicht ziehen. „Hier spielt vor allem der Wandel der Sozialstruktur mit, aufgrund dessen immer weniger Menschen in der Landwirtschaft tätig sind“, sagt Kopp.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Schmutzige Teller: Aufstiegs-Mythos ist widerlegt (Foto: Flickr/Zack)