Facebook: Deutsche Politiker zugeknöpfter als US-Kollegen – 98 Prozent aller US-Abgeordneten kommunizieren über soziales Medium

Hannover – US-Politiker sind auf Facebook stärker vertreten als ihre deutschen Kollegen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Instituts für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) http://www.ijk.hmtm-hannover.de in Hannover. Für die Studie wurde das Facebook-Engagement der 632 deutschen Bundestags- und 544 US-Kongressabgeordneten untersucht. Während in den USA 98 Prozent aller Abgeordneten auf Facebook vertreten sind, kommen die deutschen Kollegen auf 74 Prozent. Ein weiteres Resultat ist, dass deutsche Politiker deutlich weniger über ihr Privatleben preisgeben als die US-Volksvertreter.

 

In USA wird Dialog geführt

 

„Amerikanische Politiker teilen auf ihren Profilen Informationen über ihre Ausbildung und Hobbys. Das trifft auf deutsche Abgeordnete nicht zu. Im Allgemeinen kann man sagen, dass in den USA ein direkterer Dialog mit den Wählern geführt wird. Das hängt mit den unterschiedlichen Parteisystemen ab. In den USA werden Wahlkämpfe vor allem durch Spenden finanziert“, sagt Sarah Geber, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IJK, gegenüber pressetext.

Die Studie wurde in der wahlkampffreien Zeit vom 21. November bis zum 4. Dezember 2011 durchgeführt. Dieser Zeitraum wurde vom Forschungsteam bewusst ausgewählt. „In den USA ist es auch in dieser Zeit notwendig zu reagieren“, so Geber. US-Abgeordnete sind auf Facebook nicht nur zahlreicher vertreten, sie sind auch aktiver. So veröffentlichten 74 Prozent der US-Politiker im Untersuchungszeitraum zumindest ein Posting. Unter den deutschen Politikern haben lediglich 42 Prozent mit ihren potenziellen Wählern auf dem sozialen Netzwerk kommuniziert.

In Deutschland wenig Privates

Die Kommunikation mit Facebook-Nutzern ist in den USA persönlicher. Bei 45 Prozent der US-Abgeordneten ist der Beziehungsstatus öffentlich einzusehen. Das trifft nur auf ein Viertel aller deutschen Abgeordneten zu, die auf dem sozialen Netzwerk zurückhaltender agieren. Das unterstreicht auch die Beobachtung, dass sich jeder sechste Post der amerikanischen Repräsentanten auf ihr privates Leben bezieht. Dabei werden in der Regel das Familienleben und private Interessen thematisiert. Deutsche Abgeordnete hingegen teilen nur in jedem zehnten Post private Informationen.

Forschungsleiter Helmut Scherer kommt zum Schluss, das die Ergebnisse nicht zwangsweise als unprofessionelle Kommunikation deutscher Politiker zu werten sind. „Die analysierten Differenzen zwischen deutschen und amerikanischen Politikern spiegeln die unterschiedlichen Systeme und die damit divergierenden Ansprüche an die Politiker wider“, kommentiert Scherer die Studie.

pressetext.redaktion
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