London/Hohenheim – Während die Unternehmen Südeuropas massiv unter den Folgen der Eurokrise leiden, profitieren deutsche Firmen von günstigen Krediten. Laut Statistiken der Europäischen Zentralbank (EZB) http://www.ecb.int sind wirtschaftlich schwächere Länder wie Italien oder Spanien ganz besonders von den hohen Zinsen für Staatsanleihen betroffen. Obwohl die Kredite in Deutschland auf ihrem Kostentiefpunkt sind, bezahlen kleine Betriebe in Spanien so viel wie zuletzt vor vier Jahren.
Druckausgleich für Banken
„Zum einen müssen die Banken in Südeuropa versuchen, den durch die Wirtschaftskrise entstandenen Druck durch hohe Konditionen auszugleichen. Zum anderen führt die Unsicherheit zu einer Verkürzung des Zeithorizonts, so dass Banken versuchen, das Maximum aus ihren Kundenbeziehungen herauszuholen“, so Hans-Peter Burghof, Lehrstuhlinhaber für Bankwesen an der Universität Hohenheim http://uni-hohenheim.de , im Gespräch mit pressetext.
Um für eine einheitliche Zinspolitik in der Währungsunion zu sorgen, legt die EZB einen Leitzins fest. Dieser soll gewährleisten, dass alle europäischen Unternehmen ihre Kredite unter den gleichen Bedingungen erhalten. Von den Banken wird dieser Zins mit einem Aufschlag an die Unternehmen weiterverkauft. Wie die Financial Times berichtet, klaffen die Finanzierungskosten innerhalb der südeuropäischen Länder trotzdem immer weiter auseinander.
Leitzins verfehlt seinen Zweck
Obwohl die EZB 2008 den Leitzins von 4,25 auf ein Prozent gesenkt hat, müssen italienische Firmen für einen Kredit bis eine Mio. Euro mit einer ein- bis fünfjährigen Laufzeit 6,24 Prozent Zinsen bezahlen. In Deutschland hingegen ist der Wert mit 4,04 Prozent so preiswert wie seit Einführung der EZB-Statistiken. Dadurch haben deutsche Unternehmen einen eindeutigen Vorteil gegenüber den Ländern Südeuropas.
Da Experten einen Zusammenbruch des Euros befürchten, hat EZB-Präsident Mario Draghi angekündigt, ein Treffen des EZB-Rates abzuhalten. Im Zuge dessen soll ein neues Ankaufprogramm für Staatsanleihen beschlossen werden, von dem erwartet wird, dass es Italien und Spanien durch günstigere Zinsen entgegenkommt. Um das Inkrafttreten dieses Programms sicherzustellen, erhöhte der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos vor dem Treffen den Druck auf die Notenbanker.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Carolina Schmolmüller
Euromünzen: Kluft zwischen Euroländern wächst (Foto: pixelio.de/Benjamin Klack)