Schnupftabak: Ein Krebsauslöser mehr bekannt (Foto: FlickrCC/Karen Alex)

Krebsauslöser im rauchlosen Tabak gefunden – Ratten entwickeln Mundkrebs infolge von Nitrosamin-Verzehr

Minnesota/Heidelberg – Eine stark krebsauslösende Substanz haben US-Forscher im rauchlosen Tabak identifiziert. Wie sie beim Treffen der American Chemical Society berichten, löst die Nitrosamin-Variante (S)-NNN bei Ratten Mundkrebs aus. „Man kennt 28 tumorerzeugende Substanzen im rauchlosen Tabak. An der Gesamtbewertung ändert sich nichts: Man kann Tabak nicht sicher nutzen“, betont Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) http://dkfz.de , gegenüber pressetext.Schnupftabak: Ein Krebsauslöser mehr bekannt (Foto: FlickrCC/Karen Alex)

 

Schnupfende Ratten

 

Die Forscher um Stephen Hecht von der University of Minnesota http://www1.umn.edu fütterten Laborratten mit Nitrosaminen. Dabei handelt es sich um krebserregende Stoffe, die in vielen Nahrungsmitteln wie etwa Bier, Käse oder Speck in Spuren enthalten sind und auch vom Magen bei sauren Bedingungen gebildet werden können. In Tabak – auch in der gelutschten, gekauten oder geschnupften Version – stecken Nitrosamine in ungleich höherer Dosis.

Nach 17 Versuchsmonaten, bei denen die Nitrosamin-Menge der Ratten in Relation jener eines Konsumenten rauchloser Tabakprodukte entsprach, hatten viele Tiere Mund- und Speiseröhrenkrebs entwickelt. Speziell (S)-NNN zeigte sich dabei als Verursacher, was laut den Forschern der „erste Nachweis eines starken Mundkrebs-Auslösers im rauchlosen Tabak“ ist. „Die Nitrosamin-Variante sollte in Tabakprodukten auf ein Niveau unter zehn parts per million (ppm) – ähnlich wie in Lebensmitteln – gesenkt werden. Technisch wäre dies kein Problem“, fordert Hecht.

Frommer Wunsch

Pötschke-Langer wertet den Vorschlag bloß als „frommen Wunsch“, denn die Realität sehe anders aus: „Rauchfreier Tabak enthält eine Fülle kanzerogener Stoffe, und Krebsentstehung ist derart komplex, dass man sie nicht auf einen einzigen Faktor reduzieren kann.“ Weiterhin müsse man vor rauchlosen Tabakprodukten warnen: In der Medizin bestehe Konsens darüber, dass sie einerseits das Krebsrisiko für Mund, Speiseröhre und Bauchspeicheldrüse erhöhen, zudem gebe es Nebenwirkungen wie Parodontitis, Karies, Zahnfleischrückgang, Zahnverlust und möglicherweise auch Herz-Kreislaufprobleme und Diabetes.

Rauchlose Tabakprodukte werden in den USA besonders bei Jugendlichen aggressiv beworben, wie die Krebsexpertin darlegt. „Der Konsum von Schnupf- und Kautabak sowie Snus steigt in dieser Gruppe enorm. Man stellt diese Produkte als weniger schädliche Alternative zur Zigarette dar, was jedoch nicht haltbar ist.“ Die meisten Länder Europas verbieten den Verkauf dieser Produkte. „In Schweden, wo sie erhältlich sind, macht die Tabakindustrie jedoch gehörigen Druck auf Resteuropa, die Märkte ebenfalls zu öffnen“, so Pötschke-Langer.

DKFZ-Infoblatt zu rauchlosem Tabak: http://bit.ly/OWwG4Q

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Schnupftabak: Ein Krebsauslöser mehr bekannt (Foto: FlickrCC/Karen Alex)