Lodon/Berlin – Das britische Bundessekretär für Medien und Kunst, Jeremy Hunt, hat bei einem Google-Event in London angekündigt, den Breitband-Ausbau in Großbritannien weiter voranzutreiben. Bis 2015 soll die Halbinsel über das schnellste Netz in ganz Europa verfügen. Hunt verweist auf die Musik-, Videospiel- und Fernsehindustrien, die auf schnelle Verbindungen und gute Zugänglichkeit angewiesen sind. Deutschland hingegen hat sich ein anderes Ziel gesetzt.
Geschwindigkeit statt Verfügbarkeit
„Um der Beste zu sein, musst du der Schnellste sein“, sagte Hunt vor versammelter Presse. Damit unterstrich der Sekretär seine Bestrebungen, eine Vorreiterrolle im europäischen Netzausbau einzunehmen. „Der Ausbau ist für unsere digitale Wirtschaft sehr wichtig. Digitale und kreative Industrien benötigen schnelle Verbindungen, um ihre Produkte entwickeln und exportieren zu können“, so der Politiker.
Die britische Opposition reagiert mit harscher Kritik. Helen Goodman, Kultursprecherin der Labour Party, spricht von falschen Prioritäten: „Unzählige Menschen werden weitere drei Jahre auf einen Breitband-Anschluss warten müssen. Es wird auf Geschwindigkeit gesetzt wird, anstatt die Verfügbarkeit auszuweiten.“
Die Ziele der britischen Regierung sind ehrgeizig. Bis 2015 sollen 90 Prozent der Haushalte an das Breitband-Netz angeschlossen werden und eine minimale Geschwindigkeit von 24 Mbps erreichen. Die restlichen zehn Prozent werden sich mit zwei Mbps zufrieden geben müssen. Laut einer Studie des Forschungsinstituts Ofcom http://ofcom.org.uk ist die Geschwindigkeit des britischen Internets in den vergangenen Monaten um 22 Prozent gestiegen – von 6,2 Mbps auf 7,5 Mbps.Weltweit ist Hong Kong am flottesten im Web unterwegs – die durchschnittliche Surf-Geschwindigkeit liegt bei 49,2 Mbps.
Telekom widerspricht Bundesregierung
Auch die deutsche Bundesregierung will den Ausbau des Webs vorantreiben. Das hochgesteckte Ziel, bis 2014 jeden Bürger mit Breitband-Internet zu versorgen, ist von der Deutschen Telekom http://telekom.de umstritten. Der Telekommunikationskonzern spricht von einem „ambitionierten Ziel“ nur 75 Prozent Abdeckung zu erreichen. Damit wird das Ziel der Regierung infrage gestellt. Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme spricht von zusätzlichen „Investitionskosten von bis zu 80 Mrd. Euro“, die nötig wären, um deutschlandweit ein Glasfasernetz zu verlegen. „Das werden auch wir als Deutsche Telekom nicht leisten können.“
„Es ist vor allem eine Frage des Rückverdienstes. In diesem kurzen Zeitraum werden wir es wahrscheinlich nicht schaffen. Es bedarf einer großen Anstrengung aller Beteiligten, um alle deutschen Bürger an das Breitband-Internet anzuschließen“, sagt Dirk Wende von der Deutschen Telekom in pressetext-Interview.
Dafür ist Deutschland in Bezug auf den Ausbau des mobilen Breitbandes Vorreiter. Wie eine Studie des European Information Technology Observatory http://eito.com zeigt, wird die Zahl der mobilen Breitbandanschlüsse in Deutschland bis 2016 auf voraussichtlich 34 Mio. steigen. Demnach werden in vier Jahren rund 41 Prozent der Deutschen den neuen mobilen LTE-Telekommunikationsstandard verwenden. In Großbritannien werden der Studie nach nur 39 Prozent der Einwohner LTE einsetzten.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Peter Oslak
Internet-Anschluss: Großbritannien setzt auf Speed (Foto: flickr.com/mratm)