Pittsburgh/Friedrichshafen – Wer ein lange ersehntes Gadget kauft, ein neues Lieblingslied entdeckt oder sich eine Süßigkeit gönnt, sollte seine Leidenschaft besser ein wenig in Zaum halten: Zwar neigen Menschen von Natur aus dazu, neue Produkte „bis zum Gehtnichtmehr“ zu konsumieren, doch die Freude darüber dauert viel länger, wenn man sich Grenzen setzt und Pausen einlegt. Das berichten Psychologen der Carnegie Mellon University http://www.cmu.edu im „Journal of Consumer Research“.
Hohes Tempo sättigt rasch
Die Forscher setzten ihre Probanden vor eine Tafel Schokolade oder ein spannendes Videospiel. Dann galt es, loszustarten, und zwar entweder völlig nach eigenem Gutdünken oder in vorbestimmten Intervallen, die teils die Versuchspersonen selbst festgesetzt hatten, teils die Forscher. Vom meisten und längsten Genuss berichteten jene, die selbst eingangs längere Abstände bei der Nutzung planten, während fremdbestimmte oder „ungezwungene“ Genießer das Nachsehen hatten.
„Menschen konsumieren die besonders begehrten Dinge oft automatisch zu schnell und ermüden in Folge früher an ihnen, als wenn sie diese in Maßen genutzt hätten“, sagt Studienleiter Jeff Galak. Erklärbar sei dieses Phänomen dadurch, dass erst die Pausen zwischen dem Konsum der Sättigung entgegenwirken, was die Freude am Produkt steigern würde. „Paradoxerweise entscheidet man sich spontan jedoch so, dass es weniger Spaß macht“, so der Forscher.
Produkte-Burnout
Menschen über- oder unterschätzen den Wert ihrer Optionen häufig. Etwas plakativ gesagt, vernachlässigen impulsiv veranlagte Menschen ihre langfristigen Diätpläne oft für den kurzen Genuss eines Schokoriegels. „Dass dies auch für den Konsum von Produkten gilt, ist neu“, urteilt Marco Hubert, Marketingforscher an der Zeppelin Universität http://zu.de , gegenüber pressetext. Die Wirtschaft lenkt diesem „Produkte-Burnout“ jedoch längst entgegen und kreiert stets neue Konsumentenwünsche, die Produktinnovationen dann befriedigen sollen.
Das „Optimum an Genusserleben“ erreichen Konsumenten laut Hubert durch das Gesamtpaket aus Kernnutzen eines Produkts wie Nährwert und Geschmack und dem erlebten Nutzen, für den etwa Marke oder Emotionen mitspielen. „Darüber hinaus kann ein bewusster Konsum – wie in der Studie beschrieben – das positive Erleben verlängern.“ Unternehmen sollten diese langfristige Sichtweise berücksichtigen, wollten sie Ermüdungen und fallende Kundenzufriedenheit verhindern – „etwa durch Vorgaben, sich mehr Zeit für den Konsum zu lassen.“
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pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Schneller Konsum: hält die Freude kurz (Foto: Flick/pinguino)