Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Lübeck feiert 100-jähriges Bestehen – Symposium, Sommerfest und historische Bilderausstellung aus Anlass des Jubiläums

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (ZIP – Zentrum für Integrative Psychiatrie) am UKSH, Campus Lübeck, wird 100 Jahre alt und begeht dieses Jubiläum mit mehreren Veranstaltungen. Am 29. August 2012 befasst sich ein Symposium mit der Geschichte und Architektur der Klinik, mit der Geschichte der stationären psychiatrischen Krankenversorgung in Lübeck und mit einem berühmten Patienten, Friedrich Mann. Er lieferte das Vorbild für Thomas Manns literarische Figur Christian Buddenbrook.

 

Am 1. September sind alle Mitarbeiter, Patienten, Besucher und Freunde der Klinik in der Zeit von 11 bis 18 Uhr zu einem großen Sommer- und Familienfest auf dem Gelände der Klinik und im Alten Kesselhaus eingeladen. Die Gäste erwartet ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Live-Musik, Flohmarkt und Tombola. Wer möchte, kann an einem Rundgang über das Klinikgelände teilnehmen und sich über die verschiedenen Stationen und Therapieangebote der Klinik informieren.

Bereits am 15. August wird um 15.30 Uhr eine Ausstellung mit historischen Fotografien aus der Bauphase der Klinik sowie aus verschiedenen Phasen des beruflichen und akademischen Lebens am Campus Lübeck im Alten Kesselhaus eröffnet. Die Ausstellung wird präsentiert vom Förderverein Sozialpsychiatrie.

Im Jahr 1912 wurde die Heilanstalt Strecknitz als Psychiatrische Klinik der Hansestadt Lübeck eröffnet. Der Architekt Carl Mühlenpfordt hatte die Anlage entlang einer senkrecht zur Ratzeburger Alle verlaufenden Achse geplant. Sie umfasste elf symmetrisch angeordnete Hauptgebäude und einen 37 Meter hohen Wasser-, Glocken- und Uhrenturm. Die ein- bis dreigeschossigen weißen Putzbauten im neobarocken Stil prägen noch heute ganz entscheidend das Bild des Lübecker Campus. Die Heilanstalt gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den modernsten ihrer Art.

1941 lösten die Nationalsozialisten die Heilanstalt auf. 605 der Patienten wurden deportiert, 80 Patienten konnten gerettet werden. Nach dem Krieg erfolgte die Umwandlung der Gebäude zum Städtischen Krankenhaus Ost, in dem wieder eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie eingerichtet wurde. Nach und nach zogen weitere medizinische Disziplinen auf das Gelände. Es entstanden die Medizinische Akademie und die Medizinische Hochschule Lübeck, aus der sich die heutige Universität zu Lübeck und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, entwickelten.

„Es ist beeindruckend, auf die lange und – abgesehen von der Zeit des Nationalsozialismus – erfolgreiche Geschichte der Psychiatrie am Campus Lübeck zurückzublicken. Lübeck reagierte Anfang des vergangenen Jahrhunderts als eines der ersten Staatswesen in Deutschland auf die neu gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der Psychiatrie, die sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts durchzusetzen begannen“, erklärt Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, anlässlich des Jubiläums. „Die Heilanstalt Strecknitz mit ihren hellen Räumlichkeiten und der fortschrittlichen Art, psychisch kranke Menschen zu behandeln, galt damals als Vorzeigeobjekt“, so der UKSH-Chef. „Auch heute arbeitet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Fritz Hohagen auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand. Mit ausgewiesener Expertise bietet sie Patienten aus dem gesamten norddeutschen Raum umfassende und individuelle Therapien an“, sagt Prof. Scholz. Das Jubiläum sei Grund zur Freude für alle UKSH-Beschäftigten, denn die Heilanstalt Strecknitz bilde gleichzeitig die Keimzelle des heutigen Lübecker Campus.

Auch Prof. Dr. Peter Dominiak, Präsident der Universität zu Lübeck, würdigt das 100-jährige Bestehen der Anlage Strecknitz: „Als 1912 die Heilanstalt Strecknitz eröffnet wurde, war dies nicht nur, bis auf die Jahre des Nationalsozialismus, der Beginn eines neuen, besseren Kapitels für die Versorgung psychiatrischer Patientinnen und Patienten in Lübeck, sondern auch die Geburtsstunde des heutigen Universitätscampus. Der schöne Wasser- und Uhrenturm mit dem Hörsaal H 1 ist das Wahrzeichen der Universität, die Universitätsverwaltung ist im Haus 2, weitere Institute und Einrichtungen der Universität und des Klinikums sind in benachbarten Häusern untergebracht. Für das spürbare Wir-Gefühl aller, die hier forschen, lehren, studieren und arbeiten, ist das denkmalgeschützte Gebäudeensemble im alten Kernbereich des Campus tägliche Freude und Bestätigung.“

„Obwohl die Geschichte der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Lübeck mehrere Hundert Jahre zurück reicht, stellt die Gründung der Heilanstalt Strecknitz vor 100 Jahren einen Meilenstein für die Hansestadt dar. Diese Einrichtung galt zu ihrer Zeit in architektonischer Hinsicht als wegweisend und arbeitete schon damals nach modernsten medizinischen Konzepten. Auch heute noch trägt die parkähnlich gestaltete Architektur der Häuser der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie sehr zu einer positiven Atmosphäre und einem angenehmen Arbeitsklima bei, von denen unsere Patienten und Mitarbeiter profitieren“, sagt Prof. Dr. Fritz Hohagen, Direktor der Klinik. „Dem Anspruch, Menschen mit psychischen Erkrankungen nach neuesten Gesichtspunkten mit wissenschaftlich überprüften Therapiekonzepten und zugleich ihren individuellen Bedürfnissen gemäß zu behandeln, sind wir treu geblieben. Dazu trägt auch die seit Jahrzehnten bestehende enge und gute Zusammenarbeit unserer Kliniken mit den anderen medizinischen Fächern bei, die nach dem 2. Weltkrieg nach und nach auf den Campus gezogen sind.“ Eine Zusammenarbeit, von der sowohl die Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatik und Psychotherapie als auch die so genannten „somatischen“ Fächer klinisch und wissenschaftlich profitieren, so Prof. Hohagen.

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Lübeck