Stuttgart – Forscher am Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) http://www.igb.fraunhofer.de haben ein chemikalienfreies und umweltschonendes Verfahren entwickelt, mit dem rückgewonnene Salze zu Dünger umgesetzt werden können. Die Salze werden dabei Klärschlamm, Abwasser oder Gülle entnommen. „Wir nutzen schon behandeltes Abwasser – die Nährstoffe sind aber immer noch da“, sagt Jennifer Bilbao, die am IGB die Gruppe für Nährstoffmanagement leitet, gegenüber pressetext.
Kern der patentierten Methode ist ein elektrochemischer Prozess, mit dem per Elektrolyse Stickstoff und Phosphor als Magnesium-Ammonium-Phosphat – auch als „Struvit“ bekannt – ausgefällt werden. Das Salz Struvit wird aus dem Prozesswasser in Form kleiner Kristalle ausgeschieden, womit es sich direkt als Pflanzendünger einsetzen lässt. Die Forscher geben hierbei keine Salze oder Laugen hinzu. „Es handelt sich um einen komplett chemikalienfreien Prozess“, unterstreicht Bilbao.
Besser als kommerzieller Mineraldünger
Der Expertin zufolge wären Kläranlagenbetreiber somit in der Lage, die Abwasserreinigung mit der lukrativen Düngemittelproduktion zu verbinden. Struvit ist als Produkt für die Landwirtschaft attraktiv, da es als hochwertiges Düngemittel gilt, das Nährstoffe langsam freisetzt. Wachstumsexperimente der Fraunhofer-Forscher bestätigten die Wirksamkeit: Ertrag und Nährstoffaufnahme der Pflanzen waren mit Struvit bis zu viermal höher als mit kommerziellen Mineraldüngern.
„Es ist auch vorteilhaft, das Düngemittel in fester Form zu transportieren. Düngemittel in flüssiger Form zu transportieren ist teuer“, konstatiert Bilbao. In den nächsten Monaten wollen die Wissenschaftler die mobile Pilotanlage in verschiedenen Kläranlagen testen, bevor sie diese gemeinsam mit Industriepartnern Anfang nächsten Jahres auf den Markt bringen. „Unser Verfahren eignet sich auch für die Lebensmittelindustrie und die landwirtschaftliche Biogasproduktion“, ergänzt Bilbao.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Oranus Mahmoodi
Struvit: aus Abwasser zurückgewonnes Düngemittel (Foto: IGB Fraunhofer)