Tokio/Karlsruhe – Der Elektronikkonzern Mitsubishi Electric http://www.mitsubishielectric.com wird Mitte August in Tokio mit Tests eines neuen Systems gewinnen, das Bremsenergie von Zügen zur Stromversorgung von Bahnhöfen verwendet. Genutzt wird dabei speziell Energie, die nicht direkt von anderen Zügen in der Umgebung wiederverwendet werden kann. Das Unternehmen schätzt, dass so etwa ein Sechstel des Strombedarfs der Testsation gedeckt werden kann, berichtet das Technikportal Tech-On.
„Die Idee der Bremsenergierückgewinnung an sich ist nicht neu. Moderne Schienenfahrzeuge sind technisch gesehen grundsätzlich in der Lage, Bremsenergie ins Bahnnetz zurück zu speisen“, meint Christoph Kühn, Akademischer Mitarbeiter am Institut für Fahrzeugsystemtechnik http://www.fast.kit.edu des Karlsruhe Institute of Technology. Allerdings ist das Bahnnetz für diese Bremsenergie nicht immer aufnahmefähig und sie könnte nutzlos verpuffen. Hier setzt die Mitsubishi-Idee an, mit überschüssiger Bremsenergie Bahnhöfe zu versorgen, die ihm so noch nicht untergekommen sei.
Bremsenergie-Überschuss
Strom aus dem Bremsvorgang eines Zuges kann unter anderem verwendet werden, direkt andere Züge in der Nähe zu beschleunigen. Das Mitsubishi-System ist nun dazu gedacht, Energie zu verwerten, die nicht derart unmittelbar genutzt werden kann. Getestet wird das System an der Nishi-Funabashi Station der Tokyo Metro, deren Verkehrsnetz mit 1.500 Volt Gleichspannung arbeitet. Das System wandelt rückgewonnene Energie aus dem Bremsvorgang in Wechselstrom um und kann diesen entweder kontinuierlich mit maximal 50 Kilowatt Leistung oder in starken, kurzen Impulsen abgeben.
Dieser Strom dient dann der Versorgung beispielsweise von Beleuchtung und Klimaanlage am Bahnhof. Ein Ziel der zweimonatigen Tests ist zu bestimmen, wie effizient das System wirklich arbeitet. Mitsubishi schätzt aufgrund von Simulationen, dass innerhalb der 15 Betriebsstunden der Station rund 600 Kilowattstunden genutzt werden können, was 16 Prozent des Gesamtverbrauchs des Bahnhofs entspräche.
Interessant für kleinere Netze
„Ob dieser Ansatz sinnvoll ist, hängt sehr von Faktoren wie Netz und Zugdichte ab“, urteilt Kühn. In großen Netzen, die mit hoher Wechselspannung arbeiten wie das der Bundesbahn, gibt es auch über längere Strecken wenig Übertragungsverluste und rückgewonnene Bremsenergie kann in der Regel direkt von einem anderen Zug genutzt werden. In kleineren Netzen mit niedrigen Spannungen besteht somit eher die Möglichkeit, dass der Mitsubishi-Ansatz wirklich etwas bringt – womit es beispielsweise auch für U-Bahn-Netze in deutschen Metropolen interessant sein könnte. Vorerst bleibt freilich abzuwarten, ob sich das System beim ersten großen Test überhaupt bewährt.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Thomas Pichler
Tokyo-Metro-Züge: bald als Bahnhof-Stromversorger (Foto: flickr.com, Ys [waiz])