Stockholm/Graz – Künftige ausgedehnte Mondausflüge könnten an Gesundheitsproblemen scheitern, die die Mondoberfläche birgt. Der Mond ist giftig, vermutet ein internationales Team aus Physiologen, Pharmakologen, Radiologen und Toxikologen. Zwar sind ihre Angaben Spekulationen, doch verweisen sie auf die bisherigen Blitzbesucher des Erdtrabanten: Apollo-Astronauten berichteten von Problemen mit der Haut, den Augen und in den Atemwegen.
Geladener Feinstaub
Das größte Gefahrenpotenzial sehen die Forscher im Mondstaub, der sich unweigerlich an die Schutzanzüge heftet und somit per Anhalter im Nu in die Lebens- und Arbeitsräume der Astronauten gelangt. Seine Partikel sind ähnlich winzig wie jene von Asbest oder Vulkanasche, wodurch sie tief in die Lungengewebe vordringen und Infektionen, jedoch auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs auslösen könnten.
„Der Mond selbst ist nicht giftig, doch der Mondstaub ist eines der Probleme, die man in künftigen Mondmissionen besonders untersuchen möchte“, erklärt Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften http://www.iwf.oeaw.ac.at , im pressetext-Interview. Anders als Erdstaub sind die Partikel vom Mond durch die UV- und Teilchenstrahlung elektrisch geladen, zudem beschleunigt die geringere Schwerkraft den Transport in die Lunge.
Aggressiv für Augen und Haut
Mondstaub-Partikel sind sehr scharfkantig, was die Forscher darauf zurückführen, dass sie viele Erosionsprozesse der Erde nicht durchlaufen haben. Auch das stellt ein Risiko dar, diesmal jedoch für die Haut, auf der sich viel leichter Irritationen und Abschürfungen bilden dürften. „Der Staub ist so aggressiv, dass bei Stiefeln drei Schichten von Kevlar-ähnlichem Material verschlissen werden“, sagt Larry Taylor vom Institut für planetare Geowissenschaften der University of Tennessee http://www.utk.edu .
Ähnlich wie Finger, Ellbogen, Knie und andere heikle Hautstellen sind auch die Augen in Gefahr, entweder da der Staub unter Mondverhältnissen weit eher hochgewirbelt wird oder durch den Kontakt mit Fingern oder anderen staubbeladenen Objekten. Die Forscher müssen allerdings eingestehen, dass man Mondstaub schlecht testen kann: Die Staubproben der Apollo-Mission wurden nicht unter mondähnlichen Bedingungen aufbewahrt, was ihre Eigenschaften verändert haben dürfte. Einziger Ausweg wäre somit die Forschung vor Ort.
Destination wieder attraktiv
Baumjohann sieht die Chancen gut, dass es in naher Zukunft wieder bemannte Mondausflüge bis hin zu Mondstationen und Trainingslager am Mond gibt – nicht nur angesichts des bevorstehenden Weltraumtourismus. „Mehrere Staaten haben hohes Interesse, allen voran China, jedoch auch Indien und vielleicht Russland, wo man eine gemeinsame Landemission mit der ESA plant. Die USA hat kein großes Interesse, nach dem Motto ‚Dort waren wir schon'“.
Download der Originalstudie: http://1.usa.gov/NfF9Ev
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Apollo-Astronaut: Mondstaub nach wie vor ein Problem (Foto: NASA)