Brüssel/Berlin/Varel/Wien – In den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 hat die deutsche Windkraftindustrie Offshore-Anlagen im küstennahen Bereich mit lediglich 20 Megawatt Leistung an das Stromnetz gebracht. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres ist das ein Minus von gut 80 Prozent. Zwischen Januar und Juni 2011 realisierte die Branche immerhin Anlagen mit 103 Megawatt. Dass sich der Wert für 2012 somit nur mehr auf 19 Prozent des Vorjahrjahreszeitraumes beläuft, ist aus Dokumenten des Europäischen Windkraftverbandes EWEA http://ewea.org zu erfahren.
Großes Potenzial
„Diese Zahl von minus 80 Prozent halte ich für wenig aussagekräftig, da bis Jahresende sieben bis acht Großprojekte in der Nordsee außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone in Bau gehen bzw. schon angefangen wurden“, erklärt Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie http://offshore-stiftung.com , im Gespräch mit pressetext. Voraussichtlich werden diese Parks zwischen 2013 und 2015 ans Netz gehen und rund 2.000 Megawatt liefern, so Wagner.
Obwohl die aktuellen Zahlen gegenwärtig rückläufig sind, räumen Experten der Offshore-Branche großes Potenzial ein. „Derzeit fehlt es der Windenergie vor den Küsten Deutschlands sichtlich an Dynamik. In den kommenden Jahren sollten allerdings die vorherrschenden Probleme wie Netzanbindung, Fundamentierung sowie Genehmigung gelöst werden. So kann Offshore-Windkraft einen wesentlichen Teil zur Energiewende beitragen“, erklärt Ulfert Höhne, Unternehmensberater in Energiefragen http://ulferthoehne.at , gegenüber pressetext.
Rest-Europa wächst
Bis es soweit ist, kann es aber noch dauern. „Die Branche ist seit Jahren mit erheblichen Verzögerungen und großen Herausforderungen im Ausbau konfrontiert. Zudem steht sie noch vor etlichen ungeklärten Fragen“, meint Alexander Sewohl, Sprecher des Bundesverbandes Windenergie http://wind-energie.de , auf pressetext-Anfrage.
Insbesondere Großbritannien ist in Sachen Offshore-Realisierung besonders erfolgreich. Während die Briten im Vergleichszeitraum 245 Megawatt installiert haben, waren es im ersten Halbjahr 2012 rund 422 Megawatt. In Europa kletterte die angeschlossenen Leistung laut EWEA von 348 auf 523 Megawatt. Belgien brachte es beispielsweise auf 74 Megawatt, Dänemark auf sieben Megawatt.
Deutschland auf hoher See besser
Außerhalb der Zwölf-Meilen-Zone sieht die deutsche Bilanz schon etwas besser aus. Insgesamt wurden dort im ersten Halbjahr 34 Windmühlen-Fundamente gebaut. Das sind zwar doppelt soviel als 2011, doch trotzdem nur gut ein Drittel der neuen Fundamente in Großbritannien. Die Energieeinspeisung stellt sich dabei als zentrales Problem heraus. Diese ist eine große Herausforderung in denn kommenden Jahren für den dafür zuständigen Netzbetreiber Tennet.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Offshore-Park: Deutschland hinkt hinterher (Foto: pixelio.de, Gabi Schoenemann)