Berlin/Blaubeuren – Der baden-würtembergische Solaranlagen-Hersteller Centrotherm Photovoltaics http://centrotherm-pv.com steht nun endgültig vor der Pleite. Kurz vor Mitternacht hat das Unternehmen bekannt gegeben, einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens und Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt zu haben.
Der Börsenkurs gleicht einer Geisterbahn. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (10:30 Uhr) notiert die Aktie mit einem Minus von 76,02 Prozent bei 0,53 Euro. Centrotherm bleibt aber derweil noch handelsfähig. „Da wir weiterhin zahlungsfähig sind, können wir sowohl Kundenaufträge planmäßig abarbeiten wie auch unsere Lieferanten bezahlen“, sagt Vorstandsvorsitzender Robert M. Hartung.
Schutzschirm auf Zeit
Die beiden Töchter centrotherm thermal solutions und centrotherm SiTec sind ebenfalls in den Antrag inkludiert. Die Zweige centrotherm management services und centrotherm cell & module sollen zudem in die Aktiengesellschaft eingebettet werden, so heißt es vonseiten des Managements. Der beantragte Schutzschirm ermöglicht es dem Solar-Zulieferer ohne Zwangsmaßnahmen der Gläubiger oder Vollstreckungen in den kommenden drei Monaten weiterzuarbeiten. Dieses Schutzschirm-Verfahren ist erst seit März dieses Jahres im Unternehmensrecht verankert.
Die Solarbranche befindet sich in ihrer bisher schwersten Krise. Neben Centrotherm haben in jüngster Vergangenheit auch Konzerne wie Solon, Q-Cells, Solar Millenium oder Solarhybrid Insolvenz beantragt. Diese Schritte des Unternehmens aus dem schwäbischen Blaubeuren sind Teil des bereits eingeläuteten Sanierungskurses (pressetext berichtete: http://pte.com/news/20120504029 ).
Nachfrage bricht massiv ein
Centrotherm ist ein auf Solarenergie spezialisierter Maschinenbauer und leidet als ein wichtiger Zulieferer der Photovoltaik-Branche massiv unter der eingebrochenen Nachfrage am Markt. Ein Hauptgrund dafür ist der enorme Preisverfall durch den Druck chinesischer Billig-Konkurrenz. Zahlreiche Kunden können sich Investitionen nicht mehr leisten und stehen, wie Centrotherm selbst, vor großen finanziellen Problemen. Die Schwaben machen den Bärenanteil ihres Umsatzes in Asien. Ihre Abhängigkeit von diesem Markt ist groß, vermutlich zu groß.
Die Firma hat bereits zu Jahresbeginn große Sorgenfalten bei Anlegern verursacht. Im ersten Quartal hat Centrotherm im Vergleich zum Vorjahr einen Nettoverlust von rund 30 Mio. Euro hinnehmen müssen. Analysten gehen davon aus, dass am globalen Solarmarkt nur mehr rund zehn Modullhersteller übrig bleiben werden. Deutschland befindet sich dabei am absteigenden Ast. Während 2007 noch 20 Prozent des Weltmarkts in deutscher Hand waren, sind es heute nur mehr sechs Prozent. Experten empfehlen dem Unternehmen eine Partnerschaft mit einem asiatischen Konzern.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Labor: Centrotherm steht mit dem Rücken zur Wand (Foto: centrotherm.de)