Mountain View – Google hat ein neues Produkt vorgestellt, das es Unternehemen ermöglicht, ihre Angestellten über Smartphones in Echtzeit zu lokalisieren. „Maps Coordinate“ ist eine Kombination aus GoogleMaps und einer App, die auf den zu überwachenden Mobiltelefonen installiert werden muss. Die Anwendung, die 15 Dollar pro Smartphone und Monat kostet, soll eine effizientere Organisation von Prozessen und Personaleinteilung ermöglichen, wie die New York Times berichtet. Laut Google wurde das neue Angebot bereits von Behörden, Pizzalieferdiensten und Gebäudeverwaltungen getestet. Kritiker sehen hohes Missbrauchspotenzial.
„Keine Leine“
„Das Produkt ist nicht dazu gedacht, Angestellte an die Leine zu legen. Ziel ist vielmehr besseres Ressourcenmanagement“, so Google-Sprecher Tim Drinan. Ob das neue Angebot auch von Googles Möglichkeit, Menschen innerhalb von Gebäuden zu lokalisieren, Gebrauch macht, ist bisher nicht bekannt.
„Ähnliche Tools sind schon seit längerem verfügbar. Für Lieferprozesse oder die Verwaltung von Fuhrparks macht das Tracking via Smartphone Sinn. Allerdings muss der Einsatz genau geregelt werden, da Missbrauchspotenzial gegeben ist“, sagt Thilo Weichert vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein http://www.datenschutzzentrum.de , im Gespräch mit pressetext.
Eine Regelung auf Betriebsebene unter Miteinbeziehung der Betriebsräte wäre Pflicht, so der Experte. Die Möglichkeit zur privaten Nutzung des Handys, die Einführung von Kontrollmöglichkeiten und der Zweck der Überwachung müssten also in Betriebsvereinbahrungen festgelegt werden. „Bei privater Nutzung müssen zwei verschiedene Konten eingerichtet werden, ansonsten ist das hochproblematisch“, so Weichert. Auch Google sei gefordert, entsprechende Anpassungsmöglichkeiten in die Software zu integrieren.
Kein Blaumachen
Google gibt an, dass bei der Entwicklung großer Wert auf Datenschutz gelegt wurde. „Bei Bedarf können die Smartphones von den Nutzern unsichtbar geschaltet werden. Zudem kann auch eingestellt werden, dass täglich ab sechs Uhr keine Überwachung mehr möglich ist“, so Drinan. In Deutschland sind Arbeitnehmer gegen Missbrauch gut abgeesichert. „Die Rechtslage ist soweit klar. Bestrebungen, den Beschäftigtendatenschutz ins Bundesdatenschutzgesetz zu integrieren sind bisher aber gescheitert, da Gewerkschaften und Datenschützer Bedenken geäußert haben“, erklärt Weichert.
Darauf angesprochen, dass es für Angestellte in Zukunft schwierig wird, blauzumachen und ins Kino zu gehen, sagt Drinan, dass kreative Schummler jetzt eben ein Kino finden müssen, das sich im selben Gebäude befindet wie das Büro eines Kunden. „Oder der Film wird gleich auf dem Smartphone konsumiert, das kann überallhin mitgenommen werden“, sagt Weichert.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Mitarbeiter-Überwachung: Smartphones statt Kamera (Foto: pixelio.de, w.r.wagner)