Gland/Köln – Europas Industrie verschenkt durch fehlende Dämmungen jährlich eine gigantische Energiemenge und stößt unnötig viel Kohlendioxid (CO2) aus. Konkrete Zahlen dazu liefert die European Industrial Insulation Foundation (EiiF) http://eiif.org und der Energieexperte Ecofys http://ecofys.com . „Investitionen in technische Dämmungen der Industrieanlagen sind wirtschaftlich hochattraktiv. Sie rechnen sich in den meisten Fällen schon nach weniger als einem Jahr“, erklärt EiiF-Direktor Andreas Gürtler im pressetext-Interview.
3,5 Mrd. Sparpotenzial
Rund ein Zehntel der industriellen Anlagenteile in Europa ist ungedämmt oder hat eine beschädigte Isolierung. „Oft handelt es sich um Rohrleitungen oder Tanks, bei denen im Zuge früherer Reparaturen die Isolierung abgerissen und später nicht mehr angebracht wurde. Zudem sind auch Armaturen typische Wärme- oder Kältebrücken. Da früher die Energie billiger war, verzichtete man auf die Dämmung“, sagt Gürtler. Angesichts der steigenden Treibstoffpreise sowie der Kosten für CO2-Emissionen sieht die Lage jedoch anders aus.
Die Berechnung für die Industrie der EU-27 zeigt ein enormes Potenzial. Um 620 Petajoule könnte der Sektor seinen Brennstoffverbrauch durch Dämmungen senken. Das entspricht dem Jahresenergieverbrauch von zehn Mio. Haushalten oder der gesamten Industrie Hollands. Ähnlich die Emissionen: 49 Megatonnen zu viel stoßen die Fabriken aufgrund fehlender Dämmungen aus – so viel wie die Emissionen von 18 Mio. Mittelklasseautos zusammen. Die Dämmung und Reparatur ungedämmter Flächen würde europaweit einmalig 900 Mio. Euro kosten, was bei heutigen Energiepreisen jährlich 3,5 Mrd. Euro Einsparungen bringen würde.
Energiefrage im Top-Level
Als ersten Schritt schlägt der Eiif-Leiter vor, sofort alle ungedämmten Teile zu isolieren und beschädigte Dämmungen zu wechseln, was den gesamten Energieverbrauch der Industrie schon um drei Prozent verringern würde. Weiters sei es sinnvoll, vorhandene Dämmstandards angesichts der aktuellen Energiepreise hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. „Konsequentes, wirtschaftliches Isolieren aller dämmbaren Flächen verhindert 66 Prozent der aktuellen Wärmeverluste. Darüber hinaus sollten Dämmexperten bei Neubauten oder Sanierungsprojekten einbezogen werden“, rät Gürtler.
Dass das Potenzial dermaßen groß ist und Industriebetriebe häufig nicht von sich aus tätig werden, führt der Experte auf die Organisationsstrukturen zurück. „Vielfach ist die Dämmung in der Hand eines Instandhaltungsmanagers, der jedoch mit einem fixen Budget und engem Handlungsspielraum bloß Lücken stopfen kann und selbst nicht davon profitiert, wenn der Energieverbrauch sinkt. Moderne Betriebe gehen daher immer öfter dazu über, die Energiefrage auf Top-Level anzusiedeln, etwa durch einen eigenen Energiemanager.“
Studie zum Download unter http://www.eiif.org/?Studies/14
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Raffinerie: 10 Prozent der Anlagenteile ungedämmt (Foto: Flickr/Libelul)