Hannover/Leoben – Die Ergasvorkommen in Deutschland sind bedeutend höher als bislang vermutet. Neue Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe http://www.bgr.bund.de haben ergeben, dass die Menge des im Erdreich befindlichen Gases um rund das Zehnfache größer ist als bisher angenommen. Laut der vorliegenden Einschätzung beläuft sich die förderbare Menge auf rund 2,7 Bio. Kubikmeter Schiefergas.
Kontroverse Bohrungen
Mit der geschätzten Menge des vorhandenen Gases könnte man das gegenwärtige Förder-Level noch rund 50 Jahre aufrecht erhalten. Im Gegensatz zur herkömmlichen Erdgas-Förderung ist für die unkonventionelle Gewinnung des Schiefergases die umstrittene Fracking-Methode notwendig. Dabei wird mithilfe eines dichten Netzes unterirdisches Gestein angebohrt bzw. gesprengt, um Zugang zu dem darin befindlichen Gas zu bekommen. Diese Methode stößt bei Anwohner und Umweltschützern regelmäßig auf Widerstand, da ökologische Gefahren davon ausgehen.
„Wie bei allen anderen Arbeiten auch, ist auch hier eine detaillierte Planung und der sorgsame Umgang mit der Umwelt oberste Pflicht“, sagt Herbert Hofstätter, Experte für Petroleum Production und Processing von der Montanuniversität Leoben http://unileoben.ac.at , im Interview mit pressetext. Wertvolle Grundwasserreserven sind immer durch eine mit Zement abgedichtete Verrohrung bestens geschützt und die zu behandelnden Gesteinsschichten liegen in mehreren Tausend Metern Tiefe, so Hofstätter. Aus technischer Sicht habe man daher niemals die Möglichkeit den Grundwasserkörper durch einen „Frack“ zu berühren.
Konventionelles Erdgas wird knapp
Das momentan in Deutschland geförderte Erdgas macht gerade einmal 13 Prozent des eigentlichen Erdgasbedarfs aus. Die restliche Menge wird importiert. Dies spielt den Fracking-Befürwortern in die Karten, die sich durch die unkonventionelle Förderung eine größere Unabhängigkeit von ausländischen Erdgas-Anbietern versprechen. Gegner sind jedoch angesichts der weit auseinander gehenden Schätzungen und mangelnden Erfahrung mit dieser Methodik äußerst skeptisch.
In den USA existieren bereits große Schiefergaslagerstätten, doch das Potenzial in Europa ist zurzeit noch nicht abschätzbar. „Wir müssen uns erst einmal Klarheit verschaffen ob die europäische Geologie auch wirklich für eine Produktion von Schiefergas geeignet ist. Es sind aus heutiger Sicht mit Sicherheit noch große Anstrengungen und Investitionen erforderlich“, meint Experte Hofstätter.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Zapfsäule: Erdgas in Gesteinen umstritten (Foto: pixelio.de, Paul-Georg Meister)