BONN/KIEL. Im bundesweiten Wettbewerb um Anerkennung von Spitzenforschungsbereichen – so genannten Exzellenzclustern – haben sich die schleswig-holsteinischen Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitute durchgesetzt: Die Hochschulen haben den Bewilligungsausschuss der Exzellenzinitiative in Bonn trotz großer Konkurrenz überzeugt und erhalten Millionenförderungen für drei Projekte in Schleswig-Holstein. „Ich freue mich über dieses ausgezeichnete Ergebnis. Schleswig-Holsteins Forscher spielen weltweit in der Spitzenliga“, sagte Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Waltraud ,Wara´ Wende heute (15. Juni). Sie betonte, man könne den Erfolg gar nicht hoch genug bewerten, auch weil die Konkurrenz in dieser zweiten Phase der Exzellenzinitiative noch härter gewesen sei als beim schleswig-holsteinischen Erfolg in der ersten Phase. Unter 64 Exzellenz-Anträgen waren die schleswig-holsteinischen Cluster „Future Ocean“ und „Inflammation at Interfaces“ erfolgreich, die Graduiertenschule der Universität Kiel „Human Development in Landscapes“ setzte sich unter insgesamt 63 Anträgen für diesen Bereich durch.
„Dass es trotz der noch einmal gestiegenen Konkurrenz gelungen ist, in den Meereswissenschaften und in der Medizin jeweils ein Cluster nach Schleswig-Holstein zu holen, ist ein Riesenerfolg und festigt die Position unserer wissenschaftlichen Einrichtungen im internationalen Wettbewerb“, sagte Wende. Zudem werde es mit Hilfe der Graduiertenschule der Kieler Universität möglich sein, die bereits eingeschlagenen neuen Wege in der Nachwuchsförderung auf Dauer zu etablieren. Die Wissenschaftsministerin hob die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlern in der Graduiertenschule hervor: „Diese Kooperation ist einzigartig und hat die Gutachter zu Recht überzeugt“, sagte sie.
„Future Ocean“ – die Untersuchung der Meere:
Bei dem Forschungsprojekt „Future Ocean“ (Ozean der Zukunft) der Kieler Christian-Albrechts-Universität geht es um Veränderungen der Ozeane durch die globale Erwärmung und Überfischung. Andererseits sehen die Forscherinnen und Forscher aber auch riesige Chancen für neuartige Produkte aus den Wirkstoffen der Meere. So bieten die Ozeane mineralische Rohstoffe, die bisher nicht genutzt werden. Im Kern geht es bei dem Forschungsprojekt um die Erforschung des Ozean-Wandels und die Abwägung von Chancen und Risiken.
Für das Exzellenzcluster „Future Ocean“ hat die Universität zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), dem Institut für Weltwirtschaft und der Muthesius Kunsthochschule für die nächsten Jahre eine Förderung von ca. 50 Millionen Euro eingeworben, die zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Land getragen wird.
„Inflammation at Interfaces“ – Entzündungen auf der Spur:
Bei dem medizinischen Cluster „Inflammation at Interfaces“ (Entzündung an Grenzflächen) handelt es sich um eine Kooperation von 70 verschiedenen Arbeitsgruppen aus Kiel, Borstel und Lübeck, die sich mit dem Thema Entzündungsforschung befassen. Entzündung an Grenzflächen ist ein klinisches Problem, das viele Menschen betrifft. Haut und Schleimhäute in Lunge, Mund und Darm seien Barriere-Organe, die den Körper gegen die Außenwelt abgrenzten. Gehe in dieser Abgrenzung etwas schief, so die Experten, entwickelten sich Entzündungskrankheiten wie Asthma, Neurodermitis, Schuppenflechte, Parodontitis oder Morbus Crohn. Bisher kann die Medizin erst eingreifen, wenn – wie bei einem Domino-Spiel – die meisten Steine bereits umgekippt sind und der Krankheitsverlauf nicht mehr umgekehrt werden kann. Die Ergebnisse des Clusters führten nicht nur zu neuen Therapien, sondern vor allem zu Methoden, das Umfallen des ersten „Steines“ zu vermeiden.
Für dieses Exzellenzcluster erhält die Universität Kiel zusammen mit der Universität zu Lübeck, dem Forschungszentrum Borstel (Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften), dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein eine weitere Förderung von etwa 50 Millionen Euro.
Graduiertenschule Kiel – Interaktion von Mensch und Umwelt
Auch die Graduiertenschule der Universität Kiel „Human Development in Landscapes“ (Menschliche Entwicklung in Landschaften) konnte sich als eine von insgesamt 63 Graduiertenschulen in dem Wettbewerb durchsetzen. Sie wird für weitere fünf Jahre eine Förderung in Höhe von ca. 13 Euro erhalten. Neben der Universität Kiel sind die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf sowie das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) an der Graduiertenschule beteiligt.
Thematisch geht es der Graduiertenschule der Universität Kiel um die Interaktion zwischen dem Menschen und seiner wahrgenommenen und physikalischen Umwelt. Sie geht von einer Definition der Landschaft als dynamischer Raum von sozialen, kulturellen und ökologischen Interaktionen aus und untersucht die Wechselbeziehung des Menschen mit diesem Raum. Angewandt werden archäologische, molekularbiologische, geoinformative, kunsthistorische, geophysikalische und paleoklimatische Methoden.
Hintergrund:
Die Exzellenzinitiative ist eine gemeinsames Förderprogramm von Bund und Ländern, durch das der Wissenschaftsstandort Deutschland gestärkt, die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert und Spitzen im Universitäts- und Wissenschaftsbereich sichtbarer gemacht werden sollen. Für die Projekte stellen Bund und Länder in den drei Förderlinien Existenzcluster, Graduiertenschulen und Zukunftskonzepte insgesamt 2,5 Milliarden Euro bis 2017 zur Verfügung. Dies ist eine Steigerung gegenüber der ersten Förderperiode um 570 Millionen Euro. Beantragt waren in allen Förderlinien 4,7 Milliarden Euro.
In der ersten Phase der Exzellenzinitiative von 2006 bis 2011 hatten vier Projekte aus Schleswig-Holstein eine Förderung erhalten:
– Exzellenzcluster Future Ocean; Sprecherhochschule: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; weitere Beteiligte: Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), Muthesius Kunsthochschule, Institut für Weltwirtschaft;
– Exzellenzcluster Inflammation at Interfaces; Sprecherhochschule: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; weitere Beteiligte: Universität zu Lübeck, Forschungszentrum Borstel (Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften), Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein;
– Graduiertenschule Human Development in Landscapes; Sprecherhochschule: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; weitere Beteiligte: Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Stiftung Schloss Gottorf, IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik;
– Graduiertenschule Computing in Medicine and Life Sciences; Sprecherhochschule: Universität zu Lübeck.
Für diese Projekte waren 74 Millionen Euro bewilligt worden, von denen das Land 25 Prozent als Kofinanzierung zur Verfügung gestellt hat.
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