New York/Frankfurt – Im vergangenen Jahr floss mehr Geld in Strom aus Sonne, Wind und Biogas denn je zuvor: Mit 257 Mrd. Dollar (205 Mrd. Euro) waren es 17 Prozent mehr als 2010, berichten das UN-Umweltprogramm UNEP http://unep.org und das Netzwerk „REN21“ http://ren21.net . „Die Ursachen des Booms sind vielfältig und reichen vom Klimaschutz über die Energiesicherheit bis zur Elektrifizierung in vielen Regionen. Die Zahlen sind zukunftsweisend und ein deutliches Signal an die Rio+20-Konferenz nächste Woche“, erklärte UNEP-Chef Achim Steiner bei einer Pressekonferenz am gestrigen Montagnachmittag gegenüber pressetext.
Solar am interessantesten
Sechsmal mehr als 2004 und immerhin 94 Prozent mehr als im Jahr vor der Krise 2007 betrugen die Investitionen in erneuerbare Energieträger, besagen die auf Daten von Bloomberg New Energy Finance basierenden Ergebnisse. Große Wasserkraftwerke wie das umstrittene Megaprojekt im brasilianischen Belo Monte sind hier nicht mitgerechnet. Zwar fiel der Zuwachs geringer aus als die 37 Prozent im Jahr 2010, doch werten ihn die Experten angesichts der Schuldenkrise Europas und sinkender Anlagenpreise für „respektabel“.
Am interessantesten für Anleger war 2011 die Solarenergie, die mit einem Anstieg um 52 Prozent nunmehr bei einer Investitionssumme von 147 Mrd. Dollar hielt. Damit verbunden war ein enormer Wettbewerbsdruck, der in der Solarbranche die Preise stark purzeln ließ – für Photovoltaik-Module um fast 50 Prozent, während jedoch auch Onshore-Windanlagen um zehn Prozent billiger wurden. Preismäßig wurde der erneuerbare Sektor damit zur ernsthaften Konkurrenz für Kohle und Gas.
China bleibt Hauptinvestor
Während diese Entwicklung für Endverbraucher erfreulich war, mussten manche Hersteller im Preiskampf aufgeben, wie man in Deutschland bei einigen Pleiten erkennen konnte. Andere überlebten nur dank Restrukturierungen. „Die Symptome sind typisch für schnelles Branchenwachstum. Neben Erfolgsgeschichten gibt es auch schmerzhafte Insolvenzen und Handelsstreitigkeiten. Da sich nun Gewinner herauskristallisieren, muss die Politik strategische Weichen stellen“, sagt Udo Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance and Management http://frankfurt-school.de und Mitautor des REN21-Berichts.
Blickt man auf die einzelnen Länder, so führt China erneut bei den Investitionen mit 52 Mrd. Dollar. Die USA ist mit 51 Mrd. Dollar knapp aufgerückt, wobei Europa mit insgesamt 101 Mrd. Dollar die stärkste Erneuerbaren-Region bleibt. Den deutlichsten Boom verzeichnete im Vorjahr Indien, wo dank der „National Solar Mission“ die Investitionen in Erneuerbare um 62 Prozent auf nunmehr zwölf Mrd. Dollar stiegen. Wenn auch in manchen Industrieländern der Rückhalt bröckelt, besitzen mittlerweile 118 Länder nationale energiepolitische Ziele zur Förderung erneuerbarer Energieträger.
Fukushima-Reaktion und Arbeitsplätze
208 Gigawatt (GW) installierter Leistung sind 2011 im Energiesektor hinzugekommen. Fast die Hälfte davon geht auf erneuerbare Energien, die nun mit 1.360 GW Stromproduktionskapazitäten ein Viertel der insgesamt installierten Leistung von 5.360 GW bereitstellen und im Vorjahr 20,3 Prozent der weltweiten Stromerzeugung lieferten. „Fukushima hat weltweit zu einem Umdenken geführt. Zudem haben auch die günstigen Anlagenkosten und die Weiterentwicklung der Technologien ihren Teil beigetragen. Ein politischer Haupttreiber ist, dass der Sektor derzeit fünf Mio. Arbeitsplätze liefert“, schlussfolgert der REN21-Vorsitzende Mohamed El-Ashry.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Johannes Pernsteiner
Solardach: 2011 war ein Sonnenjahr (Foto: Flickr/Brown)