Rom/Palermo – Italienische Häfen verlieren immer mehr an Bedeutung und kämpfen im Mittelmeerraum mit zunehmender Konkurrenz. Vor allem der nordafrikanische Raum droht Genua, Palermo und Co bezüglich der Umschlagmengen den Rang abzulaufen. Um dies zu realisieren, wollen die Länder wie Marokko, Ägypten oder Algerien bis 2015 insgesamt rund acht Mrd. Euro in die Infrastruktur ihrer Hafenanlagen gesteckt.
„Wenn die Zuverlässigkeit gewährleistet ist, wird Nordafrika durch große Investitionen in den in den Ausbau von Container-Häfen langfristig zu einem sehr ernstzunehmenden Konkurrenten für den italienischen Seehandel“, erklärt Politikwissenschaftler und Italien-Kenner Roman Maruhn im Gespräch mit pressetext.
Sprungbrett Suezkanal
Hinter diesem enormen Kapitalaufwand steckt das Vorhaben, zukünftig als attraktive Anlaufstelle für Frachter und Container-Schiffe vom Suezkanal wahrgenommen zu werden und diese in großem Stil auffangen zu können. Allen voran plant Marokko große Initiativen und wirtschaftliche Reformen im maritimen Sektor, sagt Maruhn. Das Land profitiert zudem von den ausbleibenden Unruhen im Zuge des Arabischen Frühlings.
Laut einer Studie der Vereinigung italienischer Häfen (Assoporti) http://assoporti.it hat Nordafrika seinen Marktanteil bei den Umschlagzahlen von 18 auf 30 Prozent erhöht, während Italiens Häfen von 28 auf 16 Prozent gerutscht sind. Der kalabresische Hafen Gioia Tauro hat sogar 40 Prozent seines Güterumschlags eingebüßt. Im Gegensatz dazu ist der ägyptische Port Said gleichzeitig um 134 Prozent gewachsen.
Schuldenkrise verhindert Investitionen
Lange Entladezeiten und bürokratische Hürden stellen italienische Häfen vor große Probleme. Der Experte erklärt weiters, dass insbesondere die in Nordafrika vorherrschenden Preisvorteile und die zunehmende Abschaffung von Zollschranken die Wettbewerbssituation für Italien enorm verschärfen. Dazu kommt die tief sitzende Rezession sowie die erhebliche Kapitalverknappung, die Investitionen sehr schwer machen, so Maruhn.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Sebastian Köberl
Container-Schiff: Italien bekommt Konkurrenz (Foto: pixelio.de, Jens Bredehorn)