Leuven/Marburg – Mit Hilfe von Vitamin K2 hat ein Team aus belgischen und US-amerikanischen Neurowissenschaftlern bei Fliegen einen Gendefekt geheilt, der sonst zu Parkinson führt. „Die Verabreichung von Vitamin K2 könnte möglicherweise Patienten mit Parkinson helfen. Wir müssen die genauen Vorgänge allerdings noch weiter erforschen“, sagt Studienleiter Patrik Verstreken von der Katholischen Universitat Leuven http://kuleuven.be .
Defekte Energieversorgung
Bei Parkinson-Patienten ist die Aktivität der Mitochondrien gestört, die als Energielieferanten der Nervenzellen dienen, sowie der Transport der Elektronen in diesen. Die fehlende Energieversorgung führt dazu, dass Zellen in bestimmten Teilen des Gehirns abzusterben beginnen. Das Ergebnis sind die typischen Symptome von Parkinson: Mangel an Bewegung, Zittern und Muskelsteifheit.
Die genaue Ursache für diese neurodegenerative Erkrankung ist nicht bekannt. In den letzten Jahren konnten Forscher bestimmte Gendefekte (Mutationen) bei Parkinson-Patienten ausmachen, darunter die sogenannten PINK1- und Parkin-Mutationen. Beide Defekte hemmen die mitochondriale Aktivität. Durch die Erforschung dieser Mutationen hofft die Wissenschaft, die zugrunde liegenden Mechanismen des Krankheitsverlaufs zu entwirren.
Elektronen fließen wieder
In Laborexperimenten testeten Verstreken und sein Team Fruchtfliegen, die per gentechnischer Veränderung einen Defekt in PINK1 oder Parkin aufwiesen. Die betroffenen Fliegen hatten genau wie Parkinson-Patienten auch gehemmte Mitochondrien. Sobald den Fruchtfliegen Vitamin K2 verabreicht wurde, ging die Energieproduktion in den Mitochondrien wieder ihren normalen Lauf und die Tiere konnten wieder fliegen. Publiziert wurde die Forschung in der Zeitschrift „Science“.
Die Studienautoren schließen daraus, dass Vitamin K2 den Elektronentransport in den Mitochondrien verbessert. Fachkollegen warnen allerdings vor vorschnellen Schlüssen auf Parkinson. „Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin K und Parkinson. Bisher ist die Studienlage dazu noch unzureichend“, warnt Wolfgang Oertel, Direktor der Klinik fur Neurologie am Universitätsklinikum Marburg http://neurologie.med.uni-marburg.de, auf pressetext-Anfrage.
Link zur Studie: http://www.sciencemag.org/content/early/2012/05/14/science.1218632.abstract
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Oranus Mahmoodi
Grünpflanzen enthalten viel Vitamin K2 (Foto: Marianne J., pixelio.de)