Für Menschen mit einer chronischen Epilepsieerkrankung ist es besonders schwer, einen Arbeitsplatz zu finden. So ist die Arbeitslosenquote von Epilepsiebetroffenen gegenüber der Gesamtbevölkerung fast dreimal so hoch. Das neu gegründete Schleswig-Holsteinische Fachteam des „Netzwerks Epilepsie und Arbeit“ (NEA) hat sich zum Ziel gesetzt, epilepsiekranke Arbeitnehmer und deren Arbeitgeber beruflich zu unterstützen und zu beraten.
Etwa fünf Prozent der Bevölkerung erleiden mindestens einmal im Leben einen epileptischen Anfall. Das sind in Schleswig-Holstein ca. 140.000 Menschen. Von einer Epilepsie spricht man dann, wenn Anfälle wiederholt auftreten. Davon sind etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung betroffen. Somit ist in Schleswig-Holstein mit ca. 14.000 epilepsiekranken Personen zu rechnen. Damit ist die Epilepsie neben Schlaganfällen und Gehirnblutungen die häufigste neurologische Erkrankung.
Doch auch wenn der Betroffene einen Arbeitsplatz gefunden hat, kann es zu Problemen kommen. Häufige Fragen sind etwa: Darf eine epilepsiekranke Erzieherin alleine Kinder beaufsichtigen? Darf ein Maler weiter auf die Leiter steigen? Nicht selten kommt es zu Kündigungen, die meist eine langandauernde Arbeitslosigkeit oder gar die Frühverrentung zur Folge haben. Dabei kann ein Großteil gefährdeter Arbeitsplätze erhalten werden, wenn das Gespräch mit den Arbeitgebern gesucht und eine qualifizierte Beratung offener Fragen gewährleistet wird.
Das Ziel des Projekts „Netzwerk Epilepsie und Arbeit“ (NEA) ist die Förderung regionaler Kooperationsstrukturen, um epilepsiekranke Arbeitnehmer und deren Arbeitgeber beruflich optimal zu begleiten. Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt unterstützt unter der Trägerschaft der Inneren Mission München bundesweit die Gründung regionaler Fachteams. Allen Fachteams werden an drei eintägigen Workshops medizinische und sozialrechtliche Inhalte praxisnah vermittelt. Auch Fragen der Arbeitssicherheit sowie Leistungen verschiedener Träger werden erörtert.
Das qualifizierte Fachteam Epilepsie und Arbeit Schleswig-Holstein hat seine Arbeit am 24. Mai 2012 aufgenommen. Beteiligt sind Neurologen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, des SCHLEI-Klinikums Schleswig MLK, des Westküstenklinikums Heide, des Diakonissenkrankenhauses Flensburg, Mitarbeiter der regionalen Integrationsfachdienste, des Norddeutschen Epilepsiezentrums für Kinder und Jugendliche, des Theodor-Schäfer Berufsbildungswerkes in Husum, eine Vertreterin der Fürsorgestelle nach dem Schwerbehindertenrecht in Kiel sowie Betriebsärzte und Vertreter der Selbsthilfe aus Schleswig-Holstein. Die Einbindung weiterer Leistungsträger ist geplant.
Weitere Informationen bekommen Betroffene im Epilepsiezentrum Kiel für Erwachsene, Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, PD Dr. med. Nicolas Lang, Tel. 0431 597-8528 oder -8529, sowie per E-Mail: epilepsie@neurologie.uni-kiel.de
Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein