London – Der Online-Verlag Bookboon http://www.bookboon.com bietet über 1.500 verschiedene Bücher zum kostenlosen Download an und zwar völlig legal. Die Kosten übernehmen Unternehmen, die dafür Werbeeinschaltungen in den Büchern machen dürfen. Leser zahlen nichts, müssen aber mit dem Inhalt angepasster Reklame leben. Bookboon ist ein europäisches Portal mit Hauptsitz in London und weltweit tätig. Das Angebot umfasst Bücher in sieben Sprachen, eigenen Angaben zufolge verzeichnet die Plattform rund zehn Mio. Downloads pro Jahr.
Kreative Verleger
Durch die Marktmacht einiger großer Konzerne im E-Book-Segment (pressetext berichtete: http://bit.ly/JzoLOM ), die eine praktisch völlig willkürliche Preisgestaltung ermöglicht, sehen viele Verlage ihre zukünftige Existenzgrundlage bedroht und suchen nach neuen Möglichkeiten, das Geschäft am Laufen zu halten. Im deutschsprachigen Raum ist die Situation für die Verlage aufgrund der Buchpreisbindung zwar nicht ganz so prekär, aber auch hierzulande steigt der Preisdruck durch die internationale Konkurrenz. Bookboon treibt diese Entwicklung auf die Spitze, indem es seine Bücher einfach verschenkt.
Im Angebot sind neben Reiseführern derzeit vor allem Lehrbücher und Werke aus der Kategorie „Business“. Dass dieses Geschäftsmodell den Wert von Büchern in der öffentlichen Wahrnehmung senkt und so das Leben von Autoren erschwert, ist nur eine Theorie. „Solange die Rechte gewahrt bleiben, sehe ich nichts, was dagegen spricht. Die Idee, Bücher zu verschenken, regt die Menschen vielleicht zum Lesen an“, sagt Michael Kernstock, Obmann des Fachverbands für Buch- und Medienwirtschaft der Österreichischen Wirtschaftskammer http://wko.at , im Gespräch mit pressetext.
Keine Universallösung
Das Konzept scheint jedenfalls erfolgreich zu sein. Auf der Webseite von Bookboon bezeichnet das Unternehmen sich selber als den „momentan am schnellsten wachsenden Verlag der Welt“. Dass werbefinanzierte Bücher zum neuen Industriestandard werden, ist jedoch nicht wahrscheinlich. „Verleger sind nicht verlegen, wenn es um die Vermarktung ihrer Bücher geht. Wie und wo der Absatz stattfindet, ist egal, solange die Werke nicht gestohlen werden. Deshalb wird es in Zukunft vermutlich vielfältige Absatzwege geben, für digitale und analoge Bücher“, so Kernstock.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Bücher: gratis, aber nicht kostenlos (Foto: pixelio.de, manfred walker)