(Hamburg 04.05.12). Tilo Eber ist im Uni-Stress. Der beste deutsche Freestyler im Windsurfen übersetzt die Autoren der Antike, büffelt Sporttheorie und -didaktik. In zwei Jahren will der 25-Jährige seinen Masterabschluss an der Uni Kiel in Latein und Sport machen. Doch von der Doppelbelastung war Tilo Eber beim Saisonauftakt der PWA World Tour auf dem Neusiedlersee im österreichischen Podersdorf nichts anzumerken. Er verlor erst im Achtelfinale gegen den Vize-Weltmeister Kiri Thode aus Bonaire und landete in der Endabrechnung auf einem tollen neunten Platz. „Das ist ein guter Saisoneinstand. Ich habe wegen des Studiums nicht so viel trainieren können, da war die Konkurrenz fleißiger. Deshalb ist das schon ein super Ergebnis“, lautet sein Fazit.
Im vergangenen Jahr war der in Nördlingen geborene Bayer bei seiner Premiere in der Weltserie Fünfzehnter und bester deutscher Freestyler geworden. Vor dieser Saison hatte er einen Platz unter den Top-Ten fest im Visier, doch das Studium machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Vier Wochen Training in Kapstadt – mehr war im Winter nicht drin. „Ich muss meine Ansprüche realistischer Weise herunterschrauben, auch wenn der Saisonauftakt natürlich vielversprechend war“, stellt Tilo Eber fest, der pro Woche maximal dreimal dem Wind von Kiel aus folgt und an der Nord- oder Ostsee trainiert.
Deshalb hat der Freestyler eine Entscheidung getroffen: Dies wird seinen letzte Saison im World Cup Zirkus. „Ich habe tolle Orte auf der ganzen Welt gesehen, bin im türkisblauen Wasser in der Karibik bei Bonaire oder im südchinesischen Meer vor Vietnam gesurft. So etwas kann man nicht mehr toppen“, weiß Tilo Eber. Nur beim Reno Windsurf World Cup Sylt ist der 25-Jährige noch nie gestartet. Verletzungen haben ihn ausgerechnet vor dem Saisonhöhepunkt immer wieder außer Gefecht gesetzt. „2010 brach ich mir kurz zuvor den Fuß. Im letzten Jahr war ich zwar vor Ort, hätte aber wegen einer gebrochenen Rippe nicht mitfahren können. Da wegen Flaute die Wettkämpfe ausfielen, spielte das allerdings keine Rolle“, so Eber.
Doch im Herbst will er unbedingt beim größten Windsurf-Event der Welt in Westerland seine internationale Karriere ausklingen lassen, denn auch wenn der Wind manchmal ausblieb, ist diese Veranstaltung am Brandenburger Strand für den Freestyler einzigartig. Tilo Eber: „Surft man irgendwo am anderen Ende der Welt, interessiert sich kaum ein Zuschauer für die Sportler. Auf Sylt ist das ganz anders. Hier ist das mediale Interesse riesengroß, es kommen Hunderttausende von Besuchern. Selbst während der Show-Vorführungen herrscht am Strand Stadionatmosphäre. Das muss ich auch noch mal erleben.“
Danach will der Freestyler einfach nur noch Spaß auf dem Board haben und mit Freunden die Nord- und Ostsee unsicher machen. Denn seit er als 17-Jähriger die ersten Gehversuche auf dem Altmühlsee in Bayern gemacht hat, ist er dem Windsurf-Virus verfallen. „Ich werde mich ein bisschen im Wellenreiten versuchen, an den Spots und bei den Bedingungen surfen, die mir Spaß machen. Und natürlich nebenbei auch ein bisschen Golfspielen“ so der ehemalige Auswahlspieler des bayerischen Golf-Landeskaders. In seiner Heimat will er nach seinem Studium nicht unbedingt Latein und Sport unterrichten. Tilo Eber: „Das passiert erst, wenn Bayern am Meer liegt.“
Der Reno Windsurf World Cup Sylt ist das größte Windsurf-Event der Welt. 230.000 Zuschauer jubelten im vergangenen Jahr 121 Teilnehmern aus 31 Nationen zu. Das Gesamtpreisgeld für die Disziplinen Waveriding, Freestyle und Slalom betrug 105.000 Euro. Der Reno Windsurf World Cup Sylt ist die einzige deutsche Station der PWA World Tour und genießt als einziger Event den Status eines Super Grand Slam.
9pm media – Sven Kaatz