KIEL/HELGOLAND. Mit der offiziellen Unterzeichnung der ersten Pachtverträge über rund 7000 Quadratmeter Gewerbeflächen haben die Gemeinde Helgoland und die Windenergie-Unternehmen „WindMW“ sowie E.ON Freitag (27. April) einen ersten Schritt in Richtung eines Offshore-Servicehafens auf der Insel getan. Ein weiterer Vertragsabschluss mit RWE Innogy steht unmittelbar bevor. Zwischen 2012 und 2015 werden in der Nordsee vor Helgoland insgesamt drei Offshore-Windparks entstehen, deren Versorgung und Wartung von Helgoland aus erfolgen soll. „WindMW“ plant die Offshore Windparks Meerwind Süd und Meerwind Ost, die 23 Kilometer nördlich der Insel mit insgesamt 80 Windenergieanlagen errichtet werden. E.ON plant den Windpark „Amrumbank West“ rund 35 Kilometer nördlich von Helgoland mit ebenfalls 80 Windturbinen und RWE den Windpark Nordsee-Ost mit 48 Windturbinen. Das Investitionsvolumen allein auf Helgo-land beläuft sich auf rund 30 Millionen Euro.
Wirtschaftsminister Jost de Jager bezeichnete den Abschluss der Pachtverträge als Mosaikstein der Energiewende und zugleich als große Chance für Helgoland: „Helgoland ist ein wesentlicher Baustein der Offshore-Strategie Schleswig-Holsteins. Service und Wartung sollten möglichst nah an den Windparks angesiedelt sein – kein Ort bietet sich da-bei als Basis für Servicepersonal so hervorragend an wie diese Hochseeinsel“, sagte de Jager. Er sicherte den Vertragspartnern die weitere Unterstützung des Landes zu. Jens Assheuer der Geschäftsführer der WindMW: „Mit Abschluss der Pachtverträge ist neben der Anmietung des Hotels Atoll ein weiterer Meilenstein zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts Meerwind erreicht worden. Das Wirtschaftsministerium hat unserem Unternehmen in den letzten Monaten auf unbürokratische Weise zahlreiche Brücken gebaut, damit die Windparks erfolgreich umgesetzt werden können.“
Auch Sven Utermöhlen, Leiter des Offshore-Geschäfts von E.ON, dankte dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium für das Engagement im Vorfeld des Pachtvertragsabschlusses: „Helgoland ist räumlich sehr günstig gelegen und daher für uns ein idealer Stützpunkt für die Wartung unseres Offshore-Windparks Amrumbank West. Unser Engagement in Helgoland ist langfristig angelegt, der Vertrag läuft 28 Jahre. Es freut uns, dass die Insel durch die Aufwertung der Infrastruktur auch großen Nutzen erfährt“.
Nach den Worten von Prof. Martin Skiba, Leiter Offshore-Windkraft bei RWE Innogy, steht die Unterzeichnung der finalen Pachtverträge mit seinem Unternehmen kurz vor dem Abschluss. RWE will von Helgoland aus in den kommenden 20 Jahren den Offshore-Windpark „Nordsee Ost“ rund 30 Kilometer nördlich der Insel warten und betreiben. Bereits Ende 2011 hatte RWE Innogy sich die Nutzung von Flächen im Binnenhafen sowie einer benachbarten Kaikante gesichert. Bis zur Fertigstellung der eigentlichen Servicestation im Südhafen sollen diese Flächen auch schon während des Baus von „Nord-see Ost“ als Interimsstandort dienen. Die Errichtung zwei neuer Gebäude auf Helgoland als Unterkunft für rund 30 Monteure hat das Unternehmen bereits in Auftrag geben. Der Bau des Windparks Nordsee Ost mit insgesamt 48 Windturbinen soll in diesem Sommer von Bremerhaven aus beginnen und 2013 abgeschlossen sein.
„Für uns ist Helgoland mit seiner exponierten Lage rund 40 Kilometer vor der Küste prädestiniert zum Aufbau einer Betriebsbasis für unseren Offshore-Windparks Nordsee Ost. Wir freuen uns, dass wir durch unser langfristig angelegtes Engagement dieses neue Kapitel in der Geschichte Helgolands aktiv mitgestalten können“, sagte Skiba.
Helgolands Bürgermeister Jörg Singer zeigte sich erfreut: „Von diesem größten Investitionsvorhaben der Insel Helgoland seit der Wiederaufbauphase erhoffen sich die Helgoländer über 150 neue Arbeitsplätze, die Entwicklung neuer Wohnräume und eine Be-lebung der Insel-Wirtschaft. Mit den drei Standbeinen Tourismus, Forschung und Offshore sind wir auf dem besten Weg, Helgoland für die kommenden Generationen in einen vitalen und hochattraktiven Lebensraum in der Nordsee zu entwickeln.“
Um die Finanzierung der Flächenherrichtung und des Hafens zu ermöglichen, stellt das Land allein 11,5 Millionen Euro aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft bereit, womit nach den Worten von de Jager auch der Fracht- und Personenverkehr für die Insel ent-scheidend verbessert wird.
Nach den Worten des Pinneberger Landrats Oliver Stolz unterstützt sein Kreis die Gemeinde Helgoland bereits seit 2009 beim Ausbau der Helgoländer Häfen in finanzieller und personeller Hinsicht. „Politik und Verwaltung begrüßen die Ansiedlungen der Offshore-Windparkbetreiber ausdrücklich. Die Insel Helgoland wird damit zu einem bedeutsamen und aktiven Teil der Energiewende in Schleswig-Holstein. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass die Gemeinde große eigene finanzielle Anstrengungen bewältigen muss, so wie sie auch ein vertretbares Nebeneinander von touristischer Attraktivität und wirtschaftlichem Engagement gewährleisten wird“, sagte Stolz.
Harald Haase | Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr | Düsternbrooker Weg 94, 24105 Kiel