Hamburg – Erst rund 30 Prozent der Energieversorger in Deutschland bereiten sich adäquat auf die Anforderungen für den verbindlichen SEPA-Einführungstermin (Single Euro Payments Area) in knapp zwei Jahren vor, wie eine Markteinschätzung von Steria Mummert Consulting http://steria.com zeigt. „Bis Ende 2011 stand der genaue Termin der SEPA-Einführung noch nicht fest, daher haben viele Versorger noch eine abwartende Position eingenommen“, erklärt Franz Müller, Energie-Experte von Steria Mummert Consulting, im pressetext-Gespräch.
Mehraufwand droht
Nur langsam setzt in der Branche ein Umdenken ein. Erste Vorstudien laufen und Budgets werden kalkuliert. Konkrete Masterpläne, wie Abläufe und IT auf SEPA-Überweisungen und -Lastschriften umgestellt werden sollen, fehlen allerdings bei der Mehrheit. „Die Versorger unterschätzen vor allem die enormen Anpassungen für ihre extrem komplexen IT-Landschaften. Doch nicht nur die IT ist betroffen, auch Veränderungen in anderen Bereichen sind notwendig“, betont Müller, der die Vernachlässigung mit fehlenden Kapazitäten der Versorger begründet. „Wer bis Ende 2012 nicht mit der Umsetzung begonnen hat, wird den Termin nicht einhalten können“, ergänzt der Experte.
Die Energiebranche müsste eigentlich SEPA-Vorreiter sein. Denn die Versorger verwalten riesige Kundenstämme, viele mit mehr als 100.000 Kunden. Gerade im Lastschriftverfahren ergeben sich daraus massive Umstellungsmaßnahmen bei den Abläufen. Beispielsweise müssen die Versorger ab 2014 nun Vorlauf-Fristen für Lastschriften einhalten sowie geänderte Zeiträume für die Widerspruchsmöglichkeit des Zahlungspflichtigen gegen autorisierte Lastschriften berücksichtigen. Gleichzeitig ergeben sich neue Prozesse bei der Umstellung auf die einheitlichen Kontonummern (IBAN) und Bankleitzahlen (BIC).
„Selbst die Portale zur automatischen Umwandlung werden die SEPA-Kontodaten nicht zu 100 Prozent umstellen. Die Nachbearbeitungsmenge steigt bei einem großen Kundenstamm stark an und bedeutet damit gerade bei Energieversorgern einen Mehraufwand für zusätzliche Prüfschritte und Prozesse für die Fehlerbehebung“, sagt Müller.
Zusatzkosten
Darüber hinaus haben die Energielieferanten infolge des Unbundlings stark in spezifische und ausgeprägte IT-Systeme investieren müssen – vor allem in Software für Kundenmanagement und Abrechnung. Diese sehr komplexen IT-Landschaften werden nun bei der SEPA-Einführung zum Bremser. Standardrezepte greifen nicht. „Selbst das Umstellen auf die IBAN und BIC erzeugt deutlich mehr Planungsaufwand als bei Unternehmen, mit stark standardisierten Abläufen und IT-Systemen“, so Müller.
Langes Zögern können sich Energieversorger damit kaum noch leisten. Und die von der EU zugestandenen Übergangsregelungen bedeuten nur vermeintlich eine Erleichterung. Zwar behalten bestehende Einzugsermächtigungen weiterhin ihre Gültigkeit und müssen nicht unmittelbar durch die neuen Mandate ersetzt werden. Mittelfristig bedeuten diese Kompromiss-Regelungen aber mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Zusatzkosten. Damit tickt für deutsche Energieversorger die Uhr für die SEPA-Umstellung.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Dieter N. Unrath
Strommast: Energieversorger auf SEPA unvorbereitet (Foto: pixelio.de/MartinBerk)