Göteborg/Heidelberg – Boxsport kann gefährlich sein für das Gehirn. Medizinisch gesehen schlagen sich die Kontrahenten dermaßen hart gegen den Kopf, dass es regelmäßig zu Schädel-Hirn-Traumata kommt. Der Mediziner Sanna Neselius und sein Team an der Sahlgrenska Universitätsklinik http://sahlgrenska.se/en in Göteborg haben die Köpfe von 30 schwedischen Boxamateuren untersucht. Alle Versuchspersonen waren in mindestens 45 Kämpfen unzählige Male am Kopf getroffen worden.
Chronische Schäden
Bei vier von fünf Kampfsportlern wurde in den ersten Tagen nach einem Kampf eine erhöhte Konzentration mehrerer Proteine festgestellt. Die Proteine NFL und GFAP waren selbst nach einer Ruhezeit von 14 Tagen erhöht. Für die Forscher ist das ein Hinweis darauf, dass Boxen eine chronische Hirnschädigung erzeugen kann.
Stefan Hähnel, Oberarzt der Abteilung Neuroradiologie an der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg http://klinikum.uni-heidelberg.de , hat vor vier Jahren ein anderes Ergebnis erzielt. „Wir haben im Wesentlichen keinen Unterschied zwischen Amateurboxern und Nicht-Boxern gefunden“, erklärt Hähnel im pressetext-Gespräch.
Kopfschutz ohne Wirkung
Das Ergebnis der schwedischen Forscher zweifelt Hähnel aber nicht an. „Das ist eine andere Gruppe – wenn die öfter boxen, kann das schon passen“, sagt er. Neselius und seine Kollegen gruppieren auch Amateurboxern, die einen Kopfschutz tragen, in die gefährdete Gruppe. Langfristig könne es zu einer Dementia pugilistica kommen.
Dies sei eine anerkannte neurologische Diagnose, für die es mehrere prominente Beispiele im Profiboxen gibt. Bei ihrer Studie in Heidelberg sind lediglich bei drei von 42 Boxern winzige Punktblutungen gefunden worden. Zusammenfassend ist die Forschung sich noch uneins über die tatsächlichen Schäden des Boxens auf das Gehirn.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Oranus Mahmoodi
Boxerin: Folgen des Sports umstritten (Foto: pixelio.de, Matthias Günther)