Braugasthaus "Zum alten Fritz" Rostock

Ein Hoch auf Hopfen, Malz und Wasser – am 23.4. ist Tag des Bieres – Brauereigeschichten aus Deutschlands historischen Städten

Bad Nauheim – Am 23.04.1516 wurde einst das Reinheitsgebot durch die bayrische Landesordnung erlassen. Der goldene Gerstensaft hat eine Tradition von mehreren tausend Jahren, wird heute nahezu überall in der Welt getrunken und gilt als Nationalgetränk der Deutschen. Die Geschichte des Bieres, gespickt mit witzigen und interessanten Anekdoten, führt daher auch quer durch Deutschland.Braugasthaus "Zum alten Fritz" Rostock

 

Bier ist das Produkt eines Zufalls, es soll vor rund 6000 Jahren in Mesopotamien entstanden sein. Und bereits unsere germanischen Vorfahren haben das Biertrinken zum Brauch gemacht, wie Funde von Bieramphoren aus der Zeit um 800 v.Chr. belegen. „Das Bier trat seinen Siegeszug zunächst recht langsam an, aber nach und nach wurde es immer erfolgreicher“, sagt Björn Rudek, Geschäftsführer des Vereins Historic Highlights of Germany e.V. (HHoG), einem Zusammenschluss von 13 Städten mit bedeutendem historischen Erbe. Diesen Weg des Bieres in Deutschland nachzuvollziehen, sei äußerst spannend, denn er führe durch viele sehenswerte Städte. Dabei offenbaren sich nicht nur kulturelle Höhepunkte, sondern auch die Vielfalt regionaler Biere.

 

Im frühen Mittelalter beschäftigten sich vor allem die Mönche mit der Kunst des Bierbrauens, denn „was flüssig ist, bricht kein Fasten“, hieß es. Noch heute gibt es Brauereien, die nach den alten Rezepten der Mönche Bier herstellen. Die Brauerei zum Klosterhof in Heidelberg beispielweise gehört zum Kloster des Stifts Neuburg, dessen Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht und in dem noch heute 15 Mönche leben. Mitten in wunderbarer Natur wird hier auch ein Bio-Bier hergestellt, denn alle in der Brauerei benutzten Rohstoffe stammen aus ökologischem Anbau. Die Brauerei zum Klosterhof bietet Bierseminare mit Führung, Verkostung und Drei-Gänge-Menü an. Ein besonderes Erlebnis kann schon die Anreise sein: mit den Schiffen der Weißen Flotte lässt sich das Kloster von Heidelberg aus neuerdings auch mit einer 30-minütigen Schifffahrt auf dem Neckar mehrmals täglich erreichen.

Lebendige Brauertradition in den Hansestädten

Bald entdeckten auch Kaufleute und Händler die Brauwirtschaft für sich. „Mit der Erschließung der internationalen Handelswege begann die Zeit der großen Kaufleute, der reichen Handwerker und der Zünfte“, erklärt Rudek. „Von dem wirtschaftlichen Boom profitierten natürlich auch die Bierbrauer.“ Vor allen Dingen die ab 1358 im Hansebund zusammengeschlossenen Städte erlebten einen Aufschwung. So kann man die Tradition des Bieres auch heutzutage noch in der Hansestadt Rostock auf mannigfaltige Art entdecken. Seit 1878 existiert die Hanseatische Brauerei Rostock, die Besuchern zur Besichtigung offensteht. Nahe des Rostocker Zoos liegt die Trotzenburg, ein traditionsreiches Restaurant, das bereits 1899 eröffnet und 2001 mitsamt Brauerei wiedereröffnet wurde. Historischen Charme mit nostalgischem Dekor findet man dagegen im Rostocker Gasthaus „Zum Alten Fritz“, wo ebenfalls selbst gebraut wird. Gelegen im Stadthafen ermöglicht das Restaurant einen Blick auf die Schifffahrt, während zwischen kupferfarbenen Sudkesseln und rotbraunem Backstein regionale Spezialitäten serviert werden. Wer gerne in historischem Ambiente schlemmt, wird sich auch in der Hausbrauerei Rampendahl in der Hansestadt Osnabrück wohlfühlen. Das Gründungsjahr ist unbekannt, Fakt ist jedoch, dass der Standort Rampendahl zum ältesten bürgerlichen Siedlungsbereich der Stadt gehört. Das Haus besitzt einen der wenigen noch erhaltenen Giebel der Barockzeit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Biervielfalt und Reinheitsgebot

Doch in der expandierenden Brauwirtschaft kam es natürlich auch zu Verfehlungen. Rudek berichtet: „Nicht wenige Brauer wurden als Bierpanscher entlarvt, die sich auf Kosten der Zecher bereichern wollten.“ Im bayrischen Augsburg begann man bereits sehr früh dagegen vorzugehen: Im Stadtrecht der Freien Reichsstadt ist seit 1156 verankert, dass kein minderwertiges Bier gebraut werden darf. „Augsburg darf für sich in Anspruch nehmen, dass es den ältesten Nachweis über ein bürgerliches Brauwesen in unserem Kulturkreis erbringen kann.“ Und schon 1143 hat Augsburg ein eigenes Reinheitsgebot erlassen. Heute gibt es in Augsburg noch vier große Brauereibetriebe. Die Riegele Brauerei mit Gründungsdatum 1386 gilt als eine der ältesten der Welt. Neben der langen Tradition verfügt Riegele heute aber auch über moderne Angebote für Interessierte, so zum Beispiel Besichtigungen des Sudhauses, Bierbraukurse oder einen Bierladen, der Nützliches, Dekoratives und Lustiges rund um den Gerstensaft offeriert.

Das Problem der Bierpanscherei existierte aber auch in anderen Städten, so dass schließlich Herzog Wilhelm IV. von Bayern und sein mitregierender Bruder Ludwig X. am 23. April 1516 eine landesweite Verordnung verfügten, dass zur Herstellung von Bier einzig und alleine Gerstenmalz, Hopfen und Wasser zu verwenden seien. Innerhalb der Vorgaben des deutschen Reinheitsgebotes ist Raum für große Unterschiede. Was sich besonders in der Existenz von Altbier zeigt, das bevorzugt am Niederrhein getrunken wird. „Dies hängt mit dem milden Klima der Region zusammen“, weiß Rudek. „Es gab dort kaum Kühlmöglichkeiten, doch für das übliche untergärige Brauverfahren sind diese unablässig. Also entwickelte man ein obergäriges Brauverfahren, bei dem die Hefe bei Temperaturen zwischen 15 und 22 Grad gedeiht.“ Von ehemals 150 Altbierbrauereien im nordrhein-westfälischen Münster gibt es heute allerdings nur noch eine einzige: Die Pinkus Brauerei.

Die Brauereien der Landesfürsten

Gegen Ende des 30-Jährigen Krieges (1618-48) hatten die Soldaten in Mainfranken nahezu alle Weinvorräte weggetrunken. So entstand die Idee, die Männer stattdessen mit Bier zu versorgen. 1643 wurde daher in Würzburg das fürstliche Hofbräuhaus gegründet, heute das älteste Unternehmen der Stadt. Weitere sehenswerte Brauereien des Adels finden sich in Brandenburg. Im Brauhaus im Krongut Bornstedt in Potsdam wird bereits seit 1689 Bornstedter Büffelbier gebraut. Das historische Gelände kann in einer Führung erkundet werden. Direkt am Potsdamer Jungfernsee liegt die Meierei im Neuen Garten, die ursprünglich 1791 von Friedrich Wilhelm II. errichtet wurde. Hier können wechselnde Bierspezialitäten in historischen Räumen genossen werden.

Nähere Infos zur regionalen Vielfalt bietet die Internetseite der Städtegemeinschaft: http://www.historicgermany.com

Historic Highlights of Germany e.V.
Ansprechpartner: Björn Rudek
Braugasthaus „Zum alten Fritz“ Rostock