London – In England sind zwei Teenager im Alter von 16 und 17 Jahren in Zusammenhang mit dem Hacken einer Anti-Terror-Hotline der britischen Behörden verhaftet worden, berichtet der Guardian. Mitschnitte aus einem vertraulichen Gespräch und mehreren Scherzanrufen waren zuvor bei YouTube aufgetaucht. Die Hacker-Gruppe „Team Poison“ hat sich zum Einbruch in den sensiblen Kommunikationskanal bekannt. Die verhafteten Jugendlichen werden verdächtigt, an der Aktion beteiligt gewesen zu sein. Ein weiterer möglicher Mittäter hat sich im Fernsehen zu Wort gemeldet und das Knacken der Hotline als „kinderleicht“ bezeichnet. Team Poison sieht die Aktion als Protest gegen Auslieferungsgesetze.
Unklare Vorgehensweise
Zusätzlich zu den Mitschnitten hat Team Poison die Anti-Terror-Hotline durch Überlastung lahmgelegt. Die britischen Behörden beharren auf dem Standpunkt, dass die interne Kommunikation sicher ist. „Team Poison hat angeblich einen Voice-over-IP-Server gehackt und damit die Leitung blockiert. Vor der Überlastung einzelner Kanäle gibt es keinen realistischen Schutz“, sagt Dirro Toralv von McAffee Deutschland http://www.mcaffee.de gegenüber pressetext. Die Gesprächsmitschnitte, die bei YouTube aufgetaucht sind, könnten jedoch auf ein tiefergehendes Sicherheitsproblem deuten.
Ein vierminütiger Clip eines Gesprächs zwischen Anti-Terror-Beamten ist zusammen mit den Clips zweier Scherzanrufe von Team Poison im Netz aufgetaucht. Die britischen Behörden weisen darauf hin, dass die Aufnahme des Gesprächs nicht notwendigerweise einen Einbruch in behördliche Kommunikationssysteme bedeutet. Wie die Hacker die Gespräche tatsächlich abgehört haben, ist unklar. In einem Internet-Interview auf einem britischen TV-Sender hat ein selbsternannter Komplize behauptet, das Abhören des Anrufs sei ohne Aufwand möglich gewesen. „Wir zeigen dem MI6, dass sie nur ein Witz sind“, so der Unbekannte.
Öffentlichkeit zweifelt
Trotz gegenteiliger Beteuerungen von offizieller Seite gibt es in England Stimmen, die polizeiliche Kommunikation allgemein für nicht mehr sicher halten. Schon vor einigen Wochen hatte ein anderes Hacker-Kollektiv angebliche Aufnahmen von Gesprächen zwischen Polizisten veröffentlicht, darunter mutmaßliche FBI- und Scotland-Yard-Beamte.
„Sichere Kommunikation sollte hinzubekommen sein, etwa durch Direktverbindungen. Behörden und Regierungen üben das mittlerweile in Cyber-War-Übungen. Sicherheitslücken sind auch früher ausgenutzt worden, jedoch meist heimlich von anderen Staaten. Durch den Hacktivismus von Anonymous und Co tauchen Einbrüche jetzt allerdings vermehrt in den Medien auf“, so Toralv. Trotzdem stellen technisch höchst versierte junge Hacker die Behörden vor neue Herausforderungen. „Absolute Sicherheit gab es nie. Früher war der Aufwand, geheime Information zu bekommen, allerdings weit höher“, so Toralv.
pressetext.redaktionAnsprechpartner: Markus Keßler
Minderjähriger mit Telefon: Ärger für Behörden (Foto: pixelio.de, G. Altmann)