Dmitri Zaitsev (re.): Roland Berger Strategy Consultant Russia (Foto: S. Renlom)

Russland: „Hohe Energiepreise machen Land faul“ – Nachhaltige Reformen, Privatisierungen und Investitionen gefordert

Wien – Im Rahmen des „Project 2012“ gibt die Unternehmensberatung Roland Berger http://rolandberger.com Einschätzungen und Ausblicke der wichtigsten Länder, in denen 2012 landesweite Wahlen stattfinden. Mit Russland wurde heute, Freitag, der Anfang gemacht. Laut Dmitri Zaitsev, Partner von Roland Berger Russland, kämpft das größte Land der Erde weniger mit Oligarchen als vielmehr mit Problemen in der Infrastruktur, Demografie und der Abhängigkeit von Rohstoffen.Dmitri Zaitsev (re.): Roland Berger Strategy Consultant Russia (Foto: S. Renlom)

Kaum Schulden, alte Industrie

 

In der Einschätzung der Experten wendet sich das wirtschaftliche Interesse seit geraumer Zeit mehr Richtung China und Indien. „Das ist schade“, findet Zaitsev gegenüber pressetext, „denn Russland weist kaum Staatsverschuldung auf und muss in Zukunft investieren und reformieren.“ Eine Erklärung dafür sei in der nahezu sprichwörtlichen „Hochschaubahn“ des Bruttoinlandsprodukts zu suchen und im weiterhin hohen Anteil an staatlicher Industrie samt Fokus auf Massenproduktion.

Trotz eines Wirtschaftswachstums von 4,3 Prozent 2011 hinken laut Zaitsev Russlands Industrie und Landwirtschaft den großen Konkurrenten am Weltmarkt hinterher. „Die veraltete Infrastruktur Russlands ist ein echtes Hindernis bis hin zur Qual“, weiß der Berater. Etwa seien derzeit die Energieexporte in die EU höher als nach China, einfach weil es die Leitungen dazu gibt.

Hoher Abfluss intellektuellen Kapitals

„Die immer höheren Energiepreise machen das Land leider ein wenig faul“, meint Zaitsev. Rund zwei Mio. Bürger jährlich würden sogar das Land verlassen. „Dieser enorme Abfluss an intellektuellem Kapital ist aber im Inland bitter nötig, zumal mehr privatisiert und auch geforscht werden müsste.“ Von den Ingenieuren im Inland bleiben nur rund zehn Prozent in ihren technischen Disziplinen. Mit ein Grund könnte die Aussicht auf eine später „lächerliche Rente“ sein, glaubt Zaitsev.

Russlands Regierung unter Präsident Wladimir Putin müsse das Land „viel aggressiver“ reformieren und Privatisierungen vorantreiben. Von den zehn größten Firmen Russlands sind sechs im Öl – und Gasgeschäft tätig und weisen erhebliche Staatsanteile auf. Im Finanzbereich etwa könnten ganz neue Märkte entstehen – beispielsweise für Lebensversicherungen. Das Internationale Wirtschaftsforum St. Petersburg http://2012.forumspb.com im Juni 2012 jedenfalls trägt das Motto „Effektive Führung“ und erörtert die aktuellen Probleme.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Jürgen Molner
Dmitri Zaitsev (re.): Roland Berger Strategy Consultant Russia (Foto: S. Renlom)