Gesunde Fische und ein Netzwerk für die Aquakultur – Wirtschaftsministerium fördert zwei neue Projekte in der Aquakulturforschung

KIEL. Mit insgesamt 950.000 Euro Landesmittel im Rahmen der Richtlinie für die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Technologietransfer unterstützt das Wirtschaftsministerium zwei neue Projekte in der Aquakultur. Die entsprechenden Zuwendungsbescheide übergab Wissenschafts-Staatssekretärin Dr. Cordelia Andreßen heute (10. April) an Prof. Dr. Carsten Schulz, Wissenschaftlicher Leiter der Gesellschaft für Marine Aquakultur mbH (GMA) in Büsum und Prof. Dr. Thorsten Reusch, Leiter des Bereichs „Marine Ökologie“ am GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

 

Das Projekt FINE-Aqua, das im GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel in Kooperation mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) umgesetzt wird, befasst sich in drei Teilprojekten mit der Erkennung und Vorbeugung von Fischkrankheiten, der Optimierung von Qualitätsfutter und der Erhöhung der Immunkompetenz von Fischlarven. Das Wirtschaftsministerium fördert das insgesamt 1,08 Millionen Euro teure Projekt mit 745.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren.

 

Ziel des bei der Gesellschaft für Marine Aquakultur geförderten Projektes ist der Aufbau eines Kompetenznetzwerks in der Aquakultur, das die Interessen der Wissenschaft mit denen der Wirtschaft verknüpft und Projekte zur wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Aquakultur auf Bundes- und europäischer Ebene generiert. Das Land unterstützt den insgesamt rund 289.000 Euro teuren Aufbau des Netzwerkes in den ersten drei Jahren mit 202.000 Euro.

„Ich freue mich, dass sich das neue Helmholtz-Zentrum GEOMAR mit FINE-Aqua verstärkt in die Aquakulturforschung einbringt“, sagte Andreßen. Für den Erfolg der Aqua-kultur sei insbesondere ein besseres Verständnis von Fischkrankheiten und Alternativen zum Fischmehl bei der Fütterung, wie sie bei FINE-Aqua erforscht werden sollen, essentiell.

Nach den Worten der Staatssekretärin sei es ebenso von großer Bedeutung, eine zentrale und koordinierende Stelle für die Aquakulturforschung zu etablieren. Sie kündigte auch weiterhin die Unterstützung des Landes der GMA bei der Entwicklung zum nationalen Kompetenzzentrum in der marinen Aquakultur an.

Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor des GEOMAR erläuterte: „Mit dem Projekt FINE-Aqua setzen wir die erfolgreiche Kooperation mit der CAU und anderen Partnern in Schleswig-Holstein auf diesem Gebiet fort.“ Die Aquakultur sei eines von vier anwendungs-orientierten Forschungsgebieten des GEOMAR.

Unter dem Begriff Aquakultur werden alle wasserbasierten Systeme verstanden, die der Produktion von Organismen in aquatischen Lebensformen wie zum Beispiel Mikroalgen, Pilze, Muscheln, Krebstiere, Fische etc., deren Gewebe, Zellen oder Zellfragmenten dienen.

„Die Weiterentwicklung der Aquakultur birgt große Chancen, die Überfischung der Weltmeere zu stoppen und neue, klimaschonende Nahrungsquellen zu erschließen. Dazu müssen wir einerseits Alternativen zu Fischmehl finden, andererseits die Wirtschaftlichkeit der Fischzucht erhöhen. FINE-Aqua und die Kieler Akademie der Interdisziplinären Meereswissenschaften sind gute Instrumente, beide Ziele zu erreichen“, ergänzt Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Bosch, Vizepräsident für Forschung der CAU.

Auf der Aquakultur ruhen viele Hoffnungen für die Eiweißversorgung einer stetig wach-senden Weltbevölkerung bei gleichzeitig bedenklich leer gefischten Meeren. Mit Wachstumsraten von etwa 10 Prozent jährlich gehört die Aquakultur zu den am schnellsten wachsenden Sektoren der Nahrungsmittelindustrie. Aber es gibt auch kritische Stimmen zur Aquakultur, denn Aquakulturanlagen verursachen häufig erhebliche Umweltbelastungen. Zum einen werden Fische in Aquakultur noch immer mehrheitlich durch Fisch-mehl, das durch Wildfang gewonnen wird, ernährt. Zum anderen kommt es immer wieder zu kritischen Nährstoffeinträgen in die Umwelt. Insbesondere in die Meere bei der Netz-käfighaltung von Fischen und Krebstieren, und Fischkrankheiten bergen ein hohes wirtschaftliches Risiko für die Anlagenbetreiber.

Die Europäische Union setzt mit dem neuen Europäischen Meeres- und Fischereifonds ab 2014 explizit auf die Aquakultur und erwartet von den Mitgliedsstaaten die Entwicklung von nationalen Aquakulturstrategien.

Birgit Einfeldt | Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr | Düsternbrooker Weg 94, 24105 Kiel