Stimmzettel: bleibt in vielen Ländern Utopie (Foto: pixelio.de, Thomas Siepmann)

Web demokratisiert autoritäre Regime nicht – Vorbedingungen für politischen Wandel müssen gegeben sein

Columbus – In der arabischen Welt hat das Internet in den vergangenen Monaten einen wichtigen Beitrag zu demokratischen Revolutionen geleistet. Damit das World Wide Web allerdings zu einem Ausbau von demokratischen Strukturen verhelfen kann, müssen in Staaten gewisse demokratische Grundlagen vorhanden sein. In autoritären Regimen hat das Netz nur wenig Einfluss auf das Mitspracherecht der Bürger. Dies zeigt eine multinationale Studie der Ohio State University http://osu.edu .Stimmzettel: bleibt in vielen Ländern Utopie (Foto: pixelio.de, Thomas Siepmann)

38.000 Personen befragt

 

Die Forscher analysierten gesammelte Daten von 28 Ländern in Subsahara-Afrika und Asien. Fast 38.000 Personen nahmen am „Afrobarometer“ http://afrobarometer.org und „Asian Barometer“ http://asianbarometer.org teil. Diese Daten verglichen die Wissenschafter mit dem Demokratie-Level und der Internet-Reichweite der jeweiligen Staaten sowie der internationalen Bandbreite pro Internet-User und anderen soziodemokratischen Faktoren.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Internet sehr wahrscheinlich eine Rolle bei der Demokratisierung in Ländern spielt, die eine moderate bis hohe Internet-Reichweite haben. „Das Web kann einen politischen Wandel verstärken, wo bereits ein gewisses Maß an demokratischen Freiheiten vorhanden ist. Das Internet kann aber keinen grundlegenden politischen Wandel bewirken“, sagt Erik Nisbet, einer der Studienautoren der Ohio State University.

Richtiger Mix von Faktoren

Auch in autoritären Staaten haben Menschen Zugang zum Netz, allerdings entscheiden die Regenten welche Inhalte für die Bürger zur Verfügung stehen. „Entscheidend ist, wie die Leute untereinander kommunizieren können und ob sie Informationen aus dem Ausland bekommen“, erklärt Elizabeth Stoycheff, Co-Autorin der Studie. Die Demokratisierungswirkung des Internets hänge somit einerseits von den technischen Gegebenheiten als auch vom politischen Kontext ab.

In Ländern wie Kenia, dem Senegal, Uganda oder Sinapur scheint es, als gebe es derzeit den richtigen Mix der beiden Faktoren, damit das Internet einen politischen Wandel beschleunigen kann. Die Studie zeigt aber auch, dass in autoritären Regimen wie Vietnam oder Simbawe das World Wide Web mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Einfluss auf den Demokratie-Level der Staaten nehmen wird. „Das Internet kann nicht den Samen der Demokratie in einem Land pflanzen. Es kann aber sehr wohl beim Gedeihen helfen, wenn die Demokratie bereits zu wachsen begonnen hat,“, philosophiert Nisbet.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Gerhard Paleczny
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