Altruismus: Kosten-Nutzen greift zu kurz - Suche menschlicher Gemeinsamkeiten kennzeichnet Einsatz für andere

Altruismus: Kosten-Nutzen greift zu kurz – Suche menschlicher Gemeinsamkeiten kennzeichnet Einsatz für andere

Lausanne – Der Ansatz von Kosten und Nutzen ist zu plump, um menschliches Verhalten hinreichend zu erklären. Das haben Forscher der Universität Lausanne http://www.unil.ch/iepi in einer vom Schweizerischen Nationalfonds http://www.snf.ch geförderten Studie herausgefunden. Sie untersuchten, was altruistisch handelnde Menschen von anderen unterscheidet. Leistungen ohne erkennbare Gegenleistung sind durchaus häufig. „Zwar gibt es auch bei Altruisten Nutzendenken, doch ist dieses weitaus komplexer als gängige Modelle der Sozialwissenschaft glaubhaft machen“, sagt Studienautor Gian-Andrea Monsch im pressetext-Interview.Altruismus: Kosten-Nutzen greift zu kurz - Suche menschlicher Gemeinsamkeiten kennzeichnet Einsatz für andere

Als Nachbarn tolerant

 

Monsch und seine Kollegin Florence Passy interviewten 40 Personen, die sich in fünf verschiedenen Organisationen – Gewerkschaften, Umwelt-NGOs oder sozial aktiven Gruppen – aktiv engagieren oder ihnen passiv angehören. Altruisten unterscheiden sich in ihrer Auffassung von Andersartigkeit vom Bevölkerungsschnitt, so das Ergebnis. „Sie grenzen sich nicht von anderen ab und könnten sich eher vorstellen, Angehörige anderer Gruppen – etwa Muslime, Juden oder Ausländer – als Nachbarn zu haben. Gegenüber Rechtsextremen oder Drogenabhängigen ist ihre Toleranz hingegen nur durchschnittlich“, berichtet Monsch.

Weitere Merkmale im „Profil“ eines Altruisten: Andere Menschen, die nicht Mitglieder der eigenen Gruppe sind, werden in die Welt eingeschlossen, oft indem man verbindende persönliche Merkmale sucht. „Das kann etwa der Gedanke sein, ‚Wir empfinden alle die gleiche Freude und das gleiche Leid‘ oder ‚Wir suchen im Leben alle dasselbe, nämlich in Würde zu leben'“, erklärt der Politikwissenschaftler. Die Ergebnisse ähneln stark jenen, die in früheren Forschungen in der Persönlichkeit jener Personen zum Vorschein kamen, die im Zweiten Weltkrieg jüdische Flüchtlinge retteten.

Zwischen links und konservativ

Dabei waren die Ausprägungen von Altruismus je nach Gruppe durchaus unterschiedlich. Vergleichsweise stark war die Sorge um Menschen außerhalb der eigenen Gruppe bei Solidarité sans frontières http://sosf.ch , der Caritas http://caritas.ch und der Gesellschaft für bedrohte Völker http://gfbv.ch zu finden, wobei hier teils linke, teils konservative Wertvorstellungen die Richtschnur bildeten. Auch Greenpeace-Aktivisten http://greenpeace.ch sind altruistischen Idealen – umgemünzt auf die Umwelt – sehr nahe. „Gewerkschafter engagieren sich hingegen eher für eigene politische Interessen, wollen aber auch einen Beitrag zur besseren Gesellschaft leisten“, so die Forscher.

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
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