Neues Diagnoseverfahren bei Brustkrebs am UKSH – Molekularpathologisches Testverfahren hilft, Brustkrebs mit individuellen Behandlungsstrategien zu bekämpfen

Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, wird ein neues molekularpathologisches Diagnoseverfahren (EndoPredict) bei Mammakarzinomen (Brustkrebs) eingesetzt. Dieses in Schleswig-Holstein einmalige Testverfahren, das in enger Zusammenarbeit zwischen der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und dem Institut für Pathologie des UKSH, Campus Kiel, angewendet wird, trägt zu einer individuellen, am Patienten orientierten Behandlungsstrategie bei und verhindert eine Übertherapie.

 

Brustkrebs ist in den westlichen Ländern die häufigste Krebserkrankung und die häufigste Krebstodesursache bei Frauen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 55.000 Frauen neu an Brustkrebs. Männer können ebenfalls, allerdings erheblich seltener, hiervon betroffen werden. Über 60 Prozent der Brustkrebspatientinnen tragen einen sogenannten „luminalen Tumor“. Die meisten dieser Tumoren können mit einer anti-hormonellen Therapie erfolgreich behandelt werden. Mitunter ist es jedoch erforderlich, zusätzlich eine aggressive Chemotherapie durchzuführen, die oft zahlreiche und schwere Nebenwirkungen hat. Hier sehen sich die behandelnden Ärzte mit dem Problem konfrontiert, mittels der bisherigen diagnostischen Methoden noch nicht die Patientinnen sicher identifizieren zu können, die keine Chemotherapie benötigen.

 

„Bei der Frage, wann auf die Chemotherapie verzichtet werden kann, können wir den behandelnden Ärzten durch dieses neue molekularbiologische Testverfahren zusätzliche Informationen geben. In Kombination mit den herkömmlichen klinischen Parametern führt es einen entscheidenden Schritt weiter bei der Therapieauswahl. Insbesondere ergibt sich für einen Teil der Patientinnen die Möglichkeit, auf eine Chemotherapie zu verzichten“, sagt Prof. Dr. Christoph Röcken, Direktor des Instituts für Pathologie am Campus Kiel. „Durch die Bestimmung von Prognose und Therapieerfolg haben wir nun direkt vor Ort die Möglichkeit, dem behandelnden Arzt eine verbesserte individuelle Therapieauswahl zu ermöglichen.“

„Schon heute profitieren viele unserer Patientinnen von modernen kombinierten Therapiestrategien, bestehend aus Operation, Strahlen- und Chemotherapie. Hinzu kommen die anti-hormonelle Therapie sowie Therapien mit Antikörpern“, erklärt Prof. Dr. Dr. Walter Jonat, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Campus Kiel. „Die zusätzlichen diagnostischen Möglichkeiten durch EndoPredict sind ein weiterer Baustein auf dem Weg zu personalisierten Behandlungsstrategien.“

Für die Patientinnen stellt die zusätzliche pathologische Untersuchung des erkrankten Gewebes keinerlei Belastung dar. Das Testverfahren erfolgt am bereits entnommenen Gewebe und erfasst auf molekularer Ebene zusätzliche Daten über den Tumor. Innerhalb klinischer Studien konnte nachgewiesen werden, dass bei mehr als der Hälfte der Patientinnen, die nach den bisher definierten Kriterien eine Chemotherapie erhalten hätten, auf diese bei Anwendung des neuen Testverfahrens (EndoPredict) in Abstimmung mit der Patientin hätte verzichtet werden können.

Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein