Lukesch, Baumfeld: Vielfalt verleiht höhere Widerstandskraft (Foto: ASBD)

Kooperation und Vielfalt schützen vor Krisen – Experte: „Googles Strategie nachhaltiger als Apple-Samsung-Krieg“

Wien – Unternehmen, Regionen und ganz allgemein alle Lebewesen sind dann resilient, wenn sie ihre wichtigsten Funktionen und Eigenarten bewahren, indem sie sich in Störungen und Katastrophen stets wandeln. Zu diesem Schluss sind die Unternehmenscoaches Robert Lukesch und Leo Baumfeld in ihren Keynote „Das Unwägbare meistern“ am Austrian Social Business Day http://socialbusinessday.org gekommen. Im pressetext-Interview betont Lukesch, dass Widerstandskraft in Krisen besonders dort möglich ist, wo man schon in guten Zeiten planvoll auf Prinzipien wie Diversität, Redundanz und Interaktion setzt.Lukesch, Baumfeld: Vielfalt verleiht höhere Widerstandskraft (Foto: ASBD)

Abfedern und zeitliche Streckung

 

„Krisen lassen sich abfedern, wenn sie nur bestimmte Systemteile empfindlich treffen, während vieles andere weiter funktioniert“, erklärt der Experte. Ein Beispiel dafür sei die Krise von 2007 bis 2008, deren Phänomene zeitlich gestreckt waren. Lukesch führt dies auf eine Wirtschaftsstruktur zurück, die räumlich, sektoriell, bezüglich der Kompetenzen und Größenordnungen gut durchmischt war, sowie auf richtige Interventionen. „Etwa in Österreich waren zuerst der Bau und die Automobilbranche, dann spezialisierte Hightech-Firmen und die Finanzwelt, dann erst der Tourismus sowie am Schluss die öffentlichen Budgets betroffen.“

Störungen wie etwa hoher Ölpreis, Überalterung oder Abwanderung sind Bestandteile des Systems, mit denen man rechnen muss. „Ohne Konzept denkt in Krisen jeder in äußerst unproduktiver Weise an sich selbst, was zur Panik und zum gemeinsamen Untergang führen kann. Um derartige negative Kaskadeneffekte zu vermeiden, braucht es Redundanz und die Sicherstellung verfügbarer Alternativen.“ Allerdings stehen derartige Kriterien wirtschaftlichen Prinzipien wie Effektivität und Spezialisierung diametral entgegen, weshalb der Experte zur Suche nach einem gangbaren Mittelwert rät, wo dies vertretbar ist.

Bunte Teams besiegen geniale Einzelkämpfer

Während Baumfeld mehr Reflexivität in der Wirtschaft fordert (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20120227023 ), hebt Lukesch die Bedeutung einer der Diversität verpflichteten Kooperation hervor. „Etwa die Fluglinien haben das Prinzip ‚Je mehr Augen, desto breiter der Blickwinkel‘ längst erkannt und setzen nicht nur jedem Piloten einen Kopiloten zur Seite, sondern achten bei der Zusammenstellung auch, dass sich beide nicht allzu gut kennen. Somit werden Fehler besser erkannt und professionelles Verhalten unterstützt, um nicht in einen schlampigen ‚Ich-verlass-mich-auf-dich‘-Modus zu verfallen.“

Wissenschaftliche Unterstützung liefern Komplexizitätsforscher des Santa Fe Institutes http://santafe.edu : Teams von mittelmäßig leistungsfähigen Menschen, die jedoch sehr verschieden strukturiert sind, liefern eher intelligente Lösungen als Teams genialer, aber ähnlich strukturierter Individuen. „Unbedarftes Ausprobieren generiert oft eher Lösungen als das Beharren auf dem einmal als besten anerkannten Weg“, so Lukesch. Folgt man der Logik, wäre dies ein schlechtes Omen für Abschottungskriege der Wirtschaft wie etwa jener zwischen Apple und Samsung, ein gutes hingegen für die Google-Strategie.

Unterschiedliches Ticken überwinden

Allmählich mehren sich Beispiele für auf Diversität ausgelegte Kooperation: Firmen arbeiten mit Non-Profit-Initiativen zusammen, teils sind auch öffentliche Stellen an Bord. „Für die Aufgabe des gemeinsamen Schaffens muss hintan stehen, dass man eigentlich ganz anders ‚tickt‘. Begeisterung und Neugierde sind die Triebfedern und man erkennt, dass sich die jeweiligen Ziele komplementär zueinander ergänzen. So brauchen etwa Firmen soziales Image, die NPOs Geld“, bringt Lukesch auf den Punkt. Geradezu unverzichtbar sei abgestimmtes Handeln von Schlüsselakteuren bei gemeinsamen Gütern, wozu der Experte unter anderem Tourismusdestinationen, territoriale Marken oder Regionen zählt.

pdf-Download der Keynote „Das Unwägbare meistern“: http://www.socialbusinessday.org/images/aSBD2012/asbd2012_oear_dasunwgbaremeistern.pdf

pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
Lukesch, Baumfeld: Vielfalt verleiht höhere Widerstandskraft (Foto: ASBD)